Neos-Tourismussprecher Sepp Schellhorn sieht "Feuer am Dach".

Foto: Matthias Cremer

Wien – Österreichs Tourismusbetriebe werden durch immer mehr Auflagen zunehmend davon abgehalten, hundertprozentig auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen. Aktionen der Regierung wie die mit April 2016 wirksam gewordene Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Logis engten den Spielraum für Investitionen in das schnelllebige Produkt Urlaub zudem ein. Für den Neos-Abgeordneten und Ex-Hotelierpräsidenten Sepp Schellhorn ist "spätestens jetzt Feuer am Dach", wie er dem STANDARD sagte.

"Tourismus funktioniert nur noch in den Städten einigermaßen; in der Ferienhotellerie konnte Österreich auch und gerade in der abgelaufenen Wintersaison von den Unruhen rundum nicht profitieren", sagte Schellhorn. "Man stelle sich vor, es gäbe keine Terrorismusgefahr in Europa und das politische System in der Türkei wäre ein anderes; dann wäre es noch viel schlechter um den österreichischen Tourismus bestellt."

Preissensible Gäste

Es sei höchst an der Zeit, unnötige Regulierungen aufzuheben und Belastungen für die Branche zurücknehmen. Einzelne Betriebe hätten in der abgelaufenen Wintersaison um bis zu 100.000 Euro mehr an den Fiskus abführen müssen, nur weil der Steuersatz auf Logis von zehn auf 13 Prozent erhöht worden ist. Die Branche blieb Erhebungen des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer zufolge auf rund 150 Millionen Euro sitzen, die nicht in Form höherer Übernachtungspreise weitergegeben werden konnten. Für Schellhorn ist das "nicht überraschend", zumal der Markt "sehr kompetitiv" und die Gäste "äußerst preissensibel" seien.

Schellhorn fordert ein Umdenken, nicht nur was den Arbeitsmarkt und die Öffnung der Türen in Richtung mehr Flexibilität betrifft, sondern auch hinsichtlich der Vermarktung Österreichs. Tourismus und Landwirtschaft sollten ihre Mittel bündeln, verlangt der Tourismussprecher der Neos: "Es gibt zu viele Doppelgleisigkeiten, die können wir uns angesichts der weltweit steigenden Konkurrenz im Tourismus nicht leisten."

Viele Akteure

Mit der Österreich Werbung (ÖW), neun Landesorganisationen, rund 90 Regionen und gut 1.500 Destinationen gibt es derzeit rund 1.700 unterschiedliche Akteure in der Branche. Wenn man die verschiedenen Vermarktungsplattformen im ländlichen Raum dazunimmt, kommt man noch auf wesentlich mehr. Das zur Verfügung stehende Geld könne gebündelt wesentlich effizienter für eine ganzheitliche Bewerbung, eine Sichtbarmachung Österreichs in der Welt, eingesetzt werden, ist Schellhorn überzeugt. Die ÖW solle weniger Verwaltungsapparat als bisher sein und stattdessen zugespitzter agieren und Motor der Internationalisierung sein. (Günther Strobl, 10.5.2017)