Es gibt nichts herumzureden: Sieht man, was Mitglieder der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft (AG) am Wiener Juridicum in internen Facebook- und Whatsapp-Gruppen posten, wird einem schlecht. Da werden tiefste Witze über die Opfer des Holocaust und Menschen mit Behinderung gerissen, befeuert von einer kleinen Gruppe, bestätigt von dutzenden Mitläufern. Und das mitten im Kreis der – schwarzen Männerseilschaften sei Dank – künftigen juristischen Elite des Landes.

Die AG verkennt das Problem, wenn sie die menschenverachtenden Inhalte als "riesige Dummheit" und "schwarzen Humor" abtut und sagt, dass niemand in der Fraktion am Juridicum "so eine abscheuliche Haltung" vertrete. Niemand glaubt, dass die AG, die sich ja stets unpolitisch und serviceorientiert gibt, von Nazis geführt wird.

Doch es spricht Bände, was die konservativen Juristen und Jusstudenten von sich geben, wenn sie unter sich sind. Sie amüsieren sich auf Kosten jener, die vom Staat systematisch ermordet wurden, und jener, die noch heute diskriminiert werden. Hier lernen künftige Staatsanwälte, Richter und leitende Beamte, nach unten zu treten.

Das muss Konsequenzen haben, und es reicht nicht, die Betroffenen aus der Partei auszuschließen. Auch dass die zuständigen Behörden prüfen, ob das Strafrecht bei den hetzerischen Inhalten in den großen Gruppen zum Einsatz kommen muss, ist klar. Doch das Problem liegt tiefer: Am Wiener Juridicum wurde über Jahrzehnte eine elitäre Clique herangezüchtet, die ihre Position durch Frauenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus zu festigen versucht. Dieser Sumpf muss trockengelegt werden. (Sebastian Fellner, 10.5.2017)