Armin Wolf in der "ZiB 2" vom Dienstag.

Foto: Screenshot / ORF TVThek

Wien – Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) nahm bei seiner Rücktrittspressekonferenz am Mittwoch auch den ORF ins Visier. Grund für seine scharfe Kritik war ein Beitrag über die Regierungskrise in der "ZiB 2" vom Dienstag, die Armin Wolf moderierte. Der ORF entschuldigt sich später bei Mitterlehner für die "Kränkung".

Er, Mitterlehner, habe die letzten Tage mit intensiven Überlegungen über die Zukunft verbracht, und es sei ihm wichtig gewesen, sowohl Zeitpunkt als auch Inhalt aller Schritte selbst zu definieren. "Den letzten Mosaikstein in einem eigentlich schon fertigen Bild" habe dann die "ZiB 2" am Dienstagabend gelegt, die ihren Beitrag über die Regierungskrise mit einem Hinweis auf den Film "Django – die Totengräber warten schon" begonnen hatte, sagte Mitterlehner.

Der Beitrag in der "ZiB 2"

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Über so etwas hätte er vielleicht im Rabenhof-Theater oder in der "Tagespresse" lachen können, nicht aber im öffentlich-rechtlichen Leitmedium des Landes, kritisierte Mitterlehner: "Das finde ich fehl am Platz." Zwar habe Django am Schluss immer überlebt, aber er habe entschieden, zum Selbstschutz die Konsequenzen zu ziehen: "Ich finde, es ist genug."

Auf Twitter postete Armin Wolf den Text der Anmoderation:

Update: ORF entschuldigt sich

Der ORF entschuldigt sich später für den "Django"-Scherz in der "Zeit im Bild 2" am Dienstag. Man müsse "zur Kenntnis nehmen, dass dies von Mitterlehner als persönliche Kränkung verstanden wurde, dies tut uns leid", erklärte TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher.

"Wenn sich jemand gekränkt fühlt, dann tut man gut daran, dies auch ernst zu nehmen", so Dittlbacher – dies "ungeachtet der aktuellen politischen Situation, die ja heute im Rücktritt des Vizekanzlers gemündet ist". Die "Illustration einer ZiB-2-Moderation mit einem alten Filmplakat der 'Django'-Serie hat Vizekanzler Reinhold Mitterlehner ganz offensichtlich verärgert".

Dittlbacher betonte am Mittwoch, die Redaktion habe Bezug auf Mitterlehners CV-Couleurnamen Django genommen, mit dem der ÖVP-Chef selbst gern spielte. So gab es Mitterlehner in Django-Montur etwa als Pappkameraden und Selfie-Partner zu bewundern, die Partei verteilte "Django – Black is back"-Sheriffsterne. Im Jahr 2015 lud Mitterlehner Parteifreunde ins Kino zu einer Sondervorstellung von Quentin Tarantinos "Django unchained".

Auf Twitter schrieb auch "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf, dass es ihm leid tue.

Mitterlehner spricht von ORF-Volksbegehren

Am Ende seiner Pressekonferenz brachte Mitterlehner auch noch ein Volksbegehren für einen "objektiven ORF" ins Spiel. Und: "Ja, nicht sauer schauen, liebe Kollegen vom ORF, aber das ist mir einfach, ich kann heute einfach die Möglichkeit nutzen, einfach alles in Richtung Seherinnen und Seher zu bringen und tu' das auch."

Mitterlehners Ärger über die Berichterstattung im ORF reiht sich in eine Liste von Angriffen auf Informationssendungen des öffentlich-rechtlichen Senders ein.

Über Wolfs Gesprächsführung wird etwa diskutiert, seit der niederösterreichische Ex-Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) in einem kritischen Interview mit Wolf sagte: "Das kommt ohnehin noch zu ihrem Chef." Nach kritischen Fragen zu seiner Stiftung sprach Pröll später in einem "News"-Video von "gelenktem Journalismus".

ORF-Online-Chef Thomas Prantner kritisierte daraufhin: "Es ist unzumutbar für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wenn das TV-Studio wie ein Verhörraum oder eine Anklagebank wirkt." (red, APA, 10.5.2017)