Im Jahr 2013 hat Motorola Mobility seine offizielle Präsenz in Österreich eingestellt. Wer die Geräte des Herstellers haben wollte, musste sie online bestellen oder darauf hoffen, dass Händler sie einkauften. Ein Manko, zumal just in dem Jahr die Moto-G-Reihe auf den Markt kam, die sich als enorm populär erweisen sollte.

Nun ist der Hersteller, der 2012 von Google gekauft und 2014 an Lenovo weiterveräußert wurde, zurück auf dem heimischen Markt. Und verfolgt ambitionierte Ziele, wie Lars Christian Weisswange im Gespräch mit dem WebStandard erklärt. Er leitet seit Februar 2016 das Mobilgeschäft von Lenovo in Deutschland, Österreich und der Schweiz (Dach).

Moto G und Moto Z zum Start

Den Einstieg versucht man in Österreich mit zwei Serien, Moto G und Moto Z. Erstere Reihe bedient traditionell die Mittelklasse, mit der zweiten will man eine "Duftmarke im High-Tier-Segment" setzen. Erhältlich sind die Geräte bereits in den Geschäften von Saturn und Mediamarkt. Weitere Handelspartner sollen folgen, zudem sollen die eigenen Handys in naher Zukunft auch bei Providern aufschlagen.

Die Konkurrenz hat in den letzten Jahren freilich nicht geschlafen. Der Markt ist dicht gedrängt und wird vor allem von Samsung dominiert, dessen Smartphone-Portfolio von günstigen Einsteiger-Geräten bis hin zu Flaggschiffen wie dem S8 reicht. Stark entwickelt hat sich in den letzten Jahren auch Huawei, das neben Spitzenhandys wie dem P10 mit dessen "Lite"-Ausgabe oder Modellen wie dem "Nova" und der G-Reihe ebenfalls Angebote für mittlere Preisklassen stellt. Dazu mischt auch die online vertriebene "Jugendmarke" Honor mit.

Moto G5 und Moto Z – Motorolas derzeitiges Österreich-Sortiment.
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Moto G "ist Referenz für Mittelklasse"

Angst hat man vor den Mitbewerbern jedoch nicht, sagt Weisswange. Das Ziel lautet, binnen eines Jahres einen "signifikanten Marktanteil" zu erzielen, konkrete Zahlen nennt Lenovo jedoch nicht. Man nimmt jedenfalls Rückenwind aus Deutschland mit, wo man vergangenes Jahr mit einer "guten Performance den Turnaround geschafft" hat.

Die Moto G-Reihe sieht man als "Referenz für Mittelklasse", an welcher die Konkurrenz sich orientieren muss. In der Presse wird die Serie seit je her dafür gelobt, ordentliche Hardware und ein weitgehend unverändertes Android-System für ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten. Man hofft auch, dass der Schritt zurück zu etwas kleineren Displays – von 5,5 Zoll zurück auf fünf bzw. 5,2 Zoll) den Verkauf ankurble. Laut Weisswange deuten erste Zahlen darauf hin, dass die fünfte Generation des Moto G die letztjährige Generation in Sachen Verkäufen klar schlagen werde.

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Nicht gar so häufig verkaufen wird sich wohl das Moto Z, das gemeinsam mit dem Moto Z Play die Oberklasse des aktuellen Motorola-Portfolios darstellt. Weltweit hat man bisher über zwei Millionen Geräte verkaufen können, die Drei-Millionen-Marke befindet sich in Reichweite. Verkaufszahlen der optional erhältlichen Mods – etwa ein Hasselblad-Kameramodul, ein Lautsprecher oder ein Zusatzakku – nennt man nicht, gibt sich aber "zufrieden" mit der bisherigen Nachfrage.

Gekommen, um zu bleiben

Bei der Rückkehr nach Österreich setzt man aber auch auf Nostalgie und die emotionale Wirkung der eigenen Marke. Während ältere Nutzer sich vielleicht noch positiv an das Startac – Motorolas erstes Klapphandy – erinnern, kennen jüngere Zielgruppen noch das Razer. Dazu setzt man auch auf konventionelle Werbung gemeinsam mit den Händlern.

Lenovo gibt auch ein Versprechen an die heimische Kundschaft ab: Selbst wenn man binnen eines Jahres die erhofften Marktanteile nicht erreicht, will man sich nicht zurückziehen. Das Engagement sei langfristig, bei Misserfolg werde man die eigene Strategie anpassen und es erneut versuchen. Neue Geräte sollen in Österreich und Deutschland zeitgleich starten.

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Motorola will globale Nummer 3 werden

Zu dieser Strategie gehört auch, dass Lenovo unter der Marke Motorola seine Smartphone-Geschäfte vereint. Künftige Geräte des chinesischen Konzerns werden weltweit allesamt unter dem Namen des ehemals amerikanischen Herstellers laufen – freilich mit dem Hinweis, dass es sich bei Motorola um eine Firma von Lenovo handelt.

Und global gesehen hat man auch Großes vor. "Wir wollen binnen drei Jahren zum drittgrößten Smartphone-Anbieter der Welt werden", erklärt Weisswange. "Ob wir dafür Samsung, Apple oder Huawei überholen müssen, spielt keine Rolle." Die drei Unternehmen belegen aktuell die "Podestplätze" des weltweiten Markts.

Weitere "Überraschungen" für heuer geplant

Die fünfte Auflage des Moto G wird nicht die letzte Neuvorstellung von Motorola in diesem Jahr bleiben. Die Moto-E-Reihe wartet seit einem Jahr auf ein Update, das Moto Z feiert bald sein einjähriges Jubiläum. Dazu kursieren Gerüchte über ein weiteres Einsteigergerät unter dem Namen Moto C.

Genaueres zu den Plänen verriet der Lenovo-Vertreter allerdings nicht, kündigte jedoch mehrere "Überraschungen" an, die noch 2017 vorgestellt werden sollen. (Georg Pichler, 28.5.2017)