Wien – Der ÖAMTC warnt davor, Pendeln zu verteuern, da das enorme Mehrkosten für Haushalte und Volkswirtschaft bedeuten würde. Die Klimaschutzdebatte sieht die Interessenvertretung als Vorwand, um weitere Belastungen für Autofahrer einzuführen. Ökologische Steuerreform, "Dieselprivileg" und eine kilometerabhängige Pkw-Maut (Roadpricing) seien nur einige Maßnahmen, die diskutiert würden.

"Per se zu sagen, Autofahren ist böse, ist zu kurz gedacht", sagte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Der öffentliche Verkehr sei nicht überall eine Alternative. "Eine Bahnlinie, die in alle kleinen Orte fährt, zahlt sich wirtschaftlich nicht aus", sagt Wiesinger. Leere Busse seien eine Verschwendung öffentlicher Mittel. Stattdessen sollte es mehr Anreize für Carsharing und Sammeltaxis geben. Für Wien fordert Wiesinger eine Reform der Parkraumbewirtschaftung und den Ausbau von Parkanlagen.

Studien in Auftrag gegeben

Zum Untermauern der Argumente hat der ÖAMTC zwei Studien in Auftrag gegeben, die die Auswirkungen etwaiger finanzieller Belastungen für Pendler und die Wirtschaft insgesamt aufzeigen sollen. Für eine davon wurden knapp 1.000 ÖAMTC-Mitglieder befragt.

Der WU-Wien-Professor Sebastian Kummer berechnete in einem Szenario mit mehreren Belastungen für Autofahrer, dass eine Familie mit zwei Kindern Mehrkosten von über 3.000 Euro im Jahr hätte. In einem optimistischeren Szenario mit weniger Mehrbelastungen wären es 220 Euro mehr. Eine alleinerziehende Mutter müsste demnach im schlimmsten Fall fast 1.900 Euro im Jahr mehr bezahlen, in einem weniger dramatischen Szenario 190 Euro.

15 Cent mehr Steuer

Im Extremszenario ist Kummer davon ausgegangen, dass die Mineralölsteuer für Diesel um 15 Cent, jene für Benzin um 6,5 Cent pro Liter steigt, die motorbezogene Versicherungssteuer um 25 Prozent, die Parkgebühren um 50 Prozent – und ein Roadpricing von fünf Cent pro Kilometer eingeführt wird.

Der emeritierte WU-Professor und ehemalige RTR-Chef Heinrich Otruba berechnete die Folgen der Einschränkungen des Verkehrs für die Gesamtwirtschaft. Im ersten Jahr der Mehrbelastung sinke das BIP um eine Milliarde Euro, in den Folgejahren um 420 Millionen jährlich, so Otruba. Einflüsse auf Wohnsitzwahl, Jobwechsel und Arbeitslosigkeit seien dabei noch gar nicht berücksichtigt.

In Österreich pendeln laut ÖAMTC mehr als zwei Millionen Menschen in die Arbeit. Einen gleichwertigen Job am Wohnort gibt es für viele nicht, ergab die Umfrage unter den ÖAMTC-Mitgliedern. Öffentliche Verkehrsmittel werden aus zeitlichen Gründen, aufgrund fehlender Flexibilität oder unpassender Verbindungen oft nicht genutzt. (APA, 11.5.2017)