Zinedine Zidane: "Es wird ein tolles Finale, beide Teams stehen nach einem langen, harten Weg verdient dort."

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Atletico-Trainer Diego Simeone hat alles probiert, aber Real Madrid bleibt in der Champions League eine zu große Hürde.

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Madrid – Die große Atletico-Aufholjagd ist ausgeblieben, Real Madrid seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Trotz einer 1:2-Niederlage im Derby am Mittwoch hielt Spaniens Rekordmeister den Kurs auf dem Weg zur erstmaligen erfolgreichen Titelverteidigung in der Champions League. Finale Hürde am 3. Juni in Cardiff ist mit Juventus Turin ausgerechnet ein Ex-Klub von Real-Coach Zinedine Zidane.

Zweites Endspiel für Trainer Zidane

Dem Franzosen glückte das Kunststück, gleich in seinen beiden ersten Saisonen als Real-Chefcoach das Endspiel der "Königsklasse" zu erreichen. Sollte er nun auch noch den Titelverteidigerfluch brechen, würde er sich unsterblich machen. "Als Trainer bin ich glücklich, weil der Erfolg zeigt, dass ich meine Sache gut mache. Aber die Spieler sind es, die am Platz spielen, laufen, kämpfen und alles geben. Die Mannschaft ist phänomenal", sagte der seit Anfang 2016 verantwortliche Zidane.

In der seit der Saison 1992/93 als Nachfolgebewerb des Meistercups fungierenden Champions League gelang dem Titelverteidiger erst fünfmal der Einzug ins Finale. Neben Real sind auch der AC Milan (1994 Sieger, 1995 Finalist), Ajax Amsterdam (1995, 1996), Juve (1996, 1997) und Manchester United (2008, 2009) in diesem illustren Kreis. Da der neuerliche Triumph dabei immer ausblieb, ist Real gewarnt. "Wir haben bis jetzt noch nichts gewonnen", betonte Zidane.

Zidane: "Juve hat mir sehr viel gegeben"

Reals 15. Endspiel im wichtigsten Europacup-Bewerb, bei dem es für den Rekordchampion um den zwölften Titel geht, blickt der 44-Jährige mit großer Vorfreude entgegen. Bei der Alten Dame hatte der ehemalige Mittelfeldspieler von 1996 bis 2001 gespielt, dabei auch 1998 im Champions-League-Finale gegen Real in Amsterdam mit 0:1 verloren. "Es ist natürlich sehr speziell für mich, Juve hat mir sehr viel gegeben. Aber jetzt bin ich bei Real Madrid, ein weiterer Klub meines Lebens. Es wird ein tolles Finale, beide Teams stehen nach einem langen, harten Weg verdient dort", erklärte Zidane.

Seine Truppe musste trotz des komfortablen 3:0-Vorsprungs aus dem Halbfinal-Hinspiel am Mittwoch in der ersten Hälfte noch einmal zittern. Saul Niguez (12.) und ein Elfmetertor von Antoine Griezmann (16.) sorgten für mächtig Stimmung im letzten Europacupspiel im 1966 errichteten Estadio Vicente Calderon, das nach der Saison abgerissen wird. Die Wende lag in der Luft.

Simeone hebt das Positive hervor

"Die ersten 20 Minuten dieser magischen Nacht im Calderon werden immer in Erinnerung bleiben", hob Atletico-Trainer Diego Simeone das Positive hervor. Man könne stolz sein auf die Spieler. "Sie haben gezeigt, dass sie wirklich noch an den Aufstieg glauben. Man hat gesehen, dass unsere Hoffnungen durchaus berechtigt waren und nicht nur leere Worte", meinte der Argentinier.

Real fand mit Fortdauer der ersten Hälfte aber besser in die Partie und versetzte dem Rivalen mit dem 1:2 durch Isco in der 42. Minute den Todesstoß. Ein Genieblitz von Karim Benzema, der nahe der Toroutlinie drei Spieler stehen ließ, gab den Ausschlag, Isco staubte in der Folge nach einer Oblak-Abwehr eines Kroos-Schusses aus kurzer Distanz ab. "Isco hat sich wie immer gut zwischen den Linien bewegt und dem Gegner wehgetan", kamen von Zidane lobende Worte für den 25-jährigen spanischen Teamspieler.

Nach der Pause kontrollierte Real das Geschehen, Atletico kam zwar dem 3:1 noch nahe, hätte aber ein 5:1 für den Aufstieg benötigt. "Wir haben gewusst, dass wir zu unseren Chancen kommen werden, wenn wir mit Ruhe und Geduld spielen. In der zweiten Hälfte haben wir zu unserem Spiel gefunden", resümierte Zidane. Dass der im Viertelfinale gegen Bayern München (fünf Tore) und im Hinspiel gegen Atletico (drei Tore) noch überragende Cristiano Ronaldo diesmal blass blieb, fiel nicht ins Gewicht.

Viermal in Folge Stolperstein

Real, das nun in 61 Pflichtspielen in Folge getroffen hat, war damit auch in der vierten Saison hintereinander in der K.-o.-Phase Atleticos Stolperstein, 2014 und 2016 jeweils im Endspiel. Nächste Saison wird der seit fünfeinhalb Jahren amtierende Simeone wieder einen Anlauf nehmen, sein Vertrag läuft noch bis 2018. Atletico hat als Dritter der Primera Division dank fünf Punkten Vorsprung auf Sevilla zwei Runden vor Schluss den Champions-League-Fixplatz so gut wie sicher. (APA, 11.5.2017)