Das ursprünglich für einen Braunen Zwerg gehaltene Objekt SIMP J013656.5+093347 dürfte in Wahrheit ein riesiger, vagabundierender Exoplanet sein.

Illustr.: NASA/JPL

Washington – Braune Zwerge sind trotz ihres Namens alles andere als klein – ganz im Gegenteil: Mit 13 bis 75 Jupitermassen liegen diese Himmelskörper in ihren Dimensionen zwischen den größten Planeten und kleinsten Sternen. Ihre Masse reicht knapp nicht aus, um das stellare Feuer, den Fusionsprozess von Wasserstoff zu Helium, zu zünden.

Einer der nächstgelegenen Braunen Zwerge ist das rund 20 Lichtjahre entfernte Objekt SIMP J013656.5+093347 (kurz: SIMP0136) im Sternbild Fische. Bisher war man davon ausgegangen, dass SIMP0136 der Spektralklasse T2.5 angehört und ein typischer, wenn auch im Verhältnis kleiner Brauner Zwerg ist. Doch eine aktuelle Analyse kommt nun zu einem völlig anderen Schluss.

Riesiger Vagabund

Wie ein Team um Jonathan Gagné von der Carnegie Institution for Science in Washington, D.C., in den "Astrophysical Journal Letters" berichtet, liegt die Masse von SIMP0136 mit 13 Jupitermassen an der Untergrenze von Braunen Zwergen – oder genauer gesagt: An der Obergrenze für Planeten. Denn einige weitere Kriterien weisen das Objekt als riesigen Exoplaneten aus, der allerdings ohne Muttergestirn allein durch das All vagabundiert.

"Dass SIMP0136 in Wahrheit gar kein 'verhinderter Stern', sondern ein planetenartiges Objekt ist, hilft uns, die Atmosphären von Gasriesen, ihre Entstehung und Entwicklung noch besser zu verstehen", freut sich Gagné. Für Astrophysiker sind derartige Einzelgänger ein bedeutender Glücksfall, denn ohne den alles überstrahlenden Stern in ihrer unmittelbaren Umgebung lässt sich ihre Atmosphäre wesentlich besser untersuchen.

Exoplanetares Wetter

Und diese hatten Astronomen bereits zuvor ins Visier genommen. "Der aktuelle Zuwachs beim sehr exklusiven Klub frei umher treibender planetarer Objekte ist besonders bemerkenswert, weil frühere Beobachtungen interessante Wolken und Wettermuster auf der Oberfläche von SIMP0136 nachweisen konnten", erklärt Étienne Artigau, Koautor der Studie von der Universität Montreal. (red, 15. 5. 2017)