Am Ende der Cetina-Schlucht liegt zwischen Felsen und Flüssen die Stadt Omiš in Mitteldalmatien .

Foto: Getty Images/iStockphoto/anshar73

Blick auf die Abendstimmung in Split

Foto: Getty Images/iStockphoto/xbrchx

Bild nicht mehr verfügbar.

Zlatni rat: Muss man gesehen haben, mehr aber auch nicht.

Foto: Getty Images/mbbirdy

Die Lovrecina-Bucht auf Brač

Foto: Getty Images/iStockphoto/darios44

Trogir

Foto: Getty Images/iStockphoto/TPopova

"Schreiben Sie etwas Nettes über Omiš." Es geschieht nicht sehr oft, dass die Erinnerung an die journalistische Kernaufgabe – nämlich das Herstellen von Öffentlichkeit – so unmittelbar erfolgt, aber Darco Kovacic liegt seine Heimatstadt eben am Herzen.

Schwierig ist es nicht, dem Wunsch des Guides zu folgen und "etwas Nettes" über Omiš zu schreiben. Man muss sich nur umschauen. Das 5.000-Einwohner-Städtchen liegt am Fuße einer imposanten Felsschlucht, durch die sich der Cetina-Fluss nach 105 Kilometern ins Mittelmeer ergießt. An dessen Ufern liegen Fischerboote, darauf und davor treffen einander die Fischer und tauschen sich über die wichtigen und weniger wichtigen Neuigkeiten des Tages aus. Eine Brücke führt in die Altstadt, wo der Wochenmarkt mit einigen Ständen und frischem Obst und Gemüse wartet und nahtlos in eine Gasse mit einer Reihe unaufdringlicher Souvenirläden und etlichen Lokalen übergeht.

Panierter Frosch für Mutige

Als ehemalige Industriestadt will sich Omiš neu erfinden. Nicht lange ist es her, als Zement- und Textilfabriken für Arbeitsplätze und Wohlstand sorgten. Viel ist nicht mehr geblieben, jetzt hat man sich ganz dem Tourismus verschrieben. Hauptattraktion ist die Cetina-Schlucht, die zu allerlei Aktivitäten einlädt: Rafting, Kanufahren, Canyoning, Wandertouren oder – letzter Schrei: die Zip-line, in sechs Stationen über die Schlucht zu flitzen. Wer’s braucht.

Am schönsten ist es, abends mit einem der Holzboote in die Schlucht hineinzugleiten und eines der Flussrestaurants anzusteuern, wo landeestypisch gekocht wird: Mit Backhaube, Spanferkel oder – für Mutige – parnierter Frosch.

Versteckte Schönheiten

Es sind durchwegs die versteckten Schönheiten, mit den die Städte Mitteldalmatiens aufwarten. Nehmen wir zum Beispiel Trogir, seit 1998 Unesco-Weltkulturerbe. Vom Flughafen in Split ist es ein Katzensprung, hier haltzumachen und sich in den verwinkelten Gässchen zu verlieren. Was nicht passieren wird: Denn die Gassen sind zwar verwirrend, Trogir ist aber nicht groß genug, so dass man sich nicht sorgen muss, nicht mehr herauszufinden.

Trogir wurde auf einer Insel gebaut, glänzt mit imposanter Basilika und wirkt insgesamt eher schon wie eine Museumsstadt. Die Gebäude sind geschützt, sie zu renovieren, ist aufwändig. Fluch des Denkmalschutzes. Wobei: Ganz so ist es auch wieder nicht, an der Marina liegen Riesenyachten, auf Landbesuch könnte zum Beispiel Bernie Ecclestone sein, der Trogir ebenso liebt wie Prinzessin Caroline von Monaco. Nur noch 300 Einwohner leben hier, an Tagen, da asiatische Klientel die Stadt ansteuert, kann es eng werden.

Spliter Dickkopf

"Wir sind gemütlich, lassen uns kaum aus der Ruhe bringen", erzählt Anita Birmisi, geborene Splitin und Stadtguide. "Und wir können es nicht leiden, wenn man uns manipuliert. Dann werden wir dickköpfig."

Mit dem Dickkopf haben die Spliter schon einiges durchgesetzt. Als der Bürgermeister etwa eine neue Beleuchtung für die Riva anbringen ließ, bekam er ihn direkt zu spüren, den Dickkopf der Spliter. Die Bewohner fanden die klobigen Säulen unschön und mieden die Gegend, was tatsächlich zum Thema unter den Gastronomen wurde, wovon wiederum der Bürgermeister erfuhr. "Wir haben die Riva boykottiert", sagt Anita Birmisa. Ein Jahr habe kein Bewohner von Split dort Kaffee getrunken. Bis zu jenem Tag, als der Bürgermeister den Bewohnern Recht gab: Ja, die Lampen schädigen tatsächlich das Stadtbild. Geld für neue sei aber keines mehr da. Weshalb die Lampen bis heute stehen. Die Spliter sind wieder an der Riva, es reichte das Eingeständnis.

Stadt mit Hang zur Überhöhung

180.000 Einwohner zählt Kroatiens zweitgrößte Stadt und verfügt über pulsierendes Leben. Nicht, wenn die Riesenkreuzer ihre Tausendschaft an Gästen ausspucken, die wie Pech und Schwefel durch die antike Altstadt ausströmen, sondern wenn frühmorgens im Diokletianpalast die Standler noch ihre Andenken sortieren oder abseits, etwa am Berg Marjan im Garten des Museums für Ivan Mestrovic, Bildhauer und berühmtester Stadtsohn oder am Abend, wenn die Lokale brummen.

"Split ist eine Operettenstadt", sagt Anita Birmisi. Sie meint den Hang zur Überhöhung. Die Entstehungsgeschichte ist zwar weniger operettenhaft als dramatisch, wenn man Vergleiche ziehen will: Gegründet im Jahr 295 von Kaiser Diokletian als Alterssitz im dritten Jahrhundert. Diokletian war ein ziemlich übler Bursche, weil er die Christen gnadenlos verfolgte und einige der frühen Märtyrer auf dem Gewissen hat – Barbara, Lucia, Dominus und Anastasius. Seinen Palast und Alterssitz stattete er mit allen nur erdenklichen Reichtümern aus, etwa einer 2.000 Jahre alten Sphinx, die – als Original! – noch immer am Eingang thront.

Sonne, Strand, glasklares Wasser

Jahre später, das römische Reich war zerfallen, kamen im 7. Jahrhundert Flüchtlinge aus dem angrenzenden Salona, die von Awaren und Slawen vertrieben wurden und denen der verwaiste Palast Schutz und Unterkunft boten. Die antike Geschichte ist Teil der Vergangenheit, ebenso wie die jüngere Geschichte, als es während des Kroatienkrieges in Split vor 26 Jahren vor Heckenschützen nur so wimmelte: "Man hat einander verziehen", sagt Anita Birmisi.

Wer Sonne, Strand und glasklares Wasser sucht, ist am besten mit den Inseln bedient, etwa Brač, Anspieltipp ist Supetar: Von hier aus lassen sich alle Orte und Strände in Tagesetappen erreichen. Der berühmteste, Zlatni rat, eine Strandzunge, die übrigens in Prospekten größer und weißer aussieht, als sie ist, muss man wahrscheinlich einmal gesehen haben, mehr aber auch wieder nicht. Wie so oft, hat man das Schöne in der Welt nicht allein. Das urbane Leben ist ohnehin lohnender, und hier fällt es auch nicht schwer, dem Geheiß des Guides zu folgen: Etwas Nettes zu schreiben. (Doris Priesching, 14.5.2017)