Während über das Mammografie-Screening in Österreich aktuell viel diskutiert wird, fehlt es weiterhin an dem bei Krebs wahrscheinlich effizientesten Präventions- und Früherkennungsprogramm: Einer Propagierung der Koloskopie (Darmspiegelung) zur Entdeckung von Vor- und Frühstadien für Dickdarmkarzinome.

"Wir haben pro Jahr rund 5000 Neuerkrankungen an Dickdarmkrebs und zirka 2500 Sterbefälle", sagt dazu Thomas Bachleitner-Hofmann von der Chirurgischen Universitätsklinik in Wien (MedUni/AKH). Die Fünf-Jahres-Überlebensrate wird vor allem durch das Stadium bestimmt, in dem ein solches Karzinom entdeckt wird, so der Experte.

Bei der Koloskopie werden verdächtige Darmpolypen und Vorstadien für Karzinome gleich entfernt. Durch diese Früherkennungsuntersuchung wird also jede Gefahr sofort beseitigt. Im Stadium III mit Lymphknotenbefall ist die Problematik hingegen größer: 55 Prozent der Heilungsrate gehen dann auf die Chirurgie zurück, weitere 25 Prozent bringe eine Chemotherapie. Die Sterblichkeit liegt aber bereits bei 20 Prozent. Im Stadium IV mit Fernmetastasen lag im Jahr 2001 die Fünf-Jahres-Überlebensrate nur noch bei drei Prozent, aktuell sind es laut dem Experten immerhin schon 30 Prozent. Doch Heilung kann nicht mehr erzielt werden. Der therapeutische Aufwand ist groß.

1600 Fälle verhindern

Geht es um Früherkennung, zeigt Österreichs westlichstes Bundesland vor, wie es geht: In Vorarlberg wurde ein landesweites Dickdarm-Screeningprogramm auf die Beine gestellt. "Von insgesamt 120.000 Personen in der Zielgruppe wurden rund 30.500 untersucht", sagt Bachleitner-Hofmann. 0,5 Prozent der Untersuchten hatten wirklich ein Karzinom. 70 Prozent dieser Erkrankungen wurden im zumeist heilbaren Stadium II diagnostiziert. Laut den Berechnungen aus Vorarlberg ließen sich bei zehn Jahren Laufzeit 1600 Darmkrebsdiagnosen im unheilbaren Stadium IV durch ein solches flächendeckendes Screening-Programm mit Einladungen an alle über 50-Jährigen verhindern.

Experten halten die Koloskopie etwa alle zehn Jahre für jeden über 50-Jährigen für die wahrscheinlich beste existierende Krebs-Screening-Untersuchung: Mit der einfachen Entfernung von Darmpolypen und Krebs-Vorstufen per Endoskop lassen sich Karzinome verhindern. Bei entsprechender Qualität der Untersuchung würden sich viel weniger Unschärfen als beispielsweise beim Mammografie-Screening ergeben. (APA, red, 12.5.2017)