Immer wieder kommt es zur missbräuchlichen Anwendung: Es wird jedoch nicht schneller grün an der Ampel, wenn die Taste für die Blindenakustik gedrückt wird.

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Wien – Die Blindenampeln in Wien ticken künftig leiser. Anrainer empfanden die Klopfsignale als störend, für einige blinde und sehbehinderte Menschen waren diese dagegen zu leise. Nun hat sich die Stadt mit den Blindenverbänden auf einen Kompromiss geeinigt: Die Ampeln werden leiser eingestellt, per Chip oder Schlüssel kann die Lautstärke jedoch erhöht werden.

"Mobilität ist ein Recht, das jedem Menschen zusteht", sagte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) bei der Unterzeichnung der Vereinbarung mit Vertretern mehrere Blindenverbände am Freitag. "Es ist mir ein großes persönliches Anliegen, dass alle Menschen in Wien von ihrem Recht Gebrauch machen können, eigenständig unterwegs zu sein." Die Vereinbarung sei ein Schritt in diese Richtung.

Nicht schneller grün

Das Problem sei, dass es "zu vielen missbräuchlichen Anwendungen" gekommen sei, erklärte Harald Bekehrti, Leiter der zuständigen Magistratsabteilung 33. Auf einen tatsächlichen Anwendungsfall kämen rund 1.000 Fehlbetätigungen. "Viele Menschen glauben, wenn sie auf die Taste für die Blindenakustik drücken, wird es schneller Grün. Das ist ein Irrglaube", betonte er.

Das Modell der Blindenampeln, das unter anderem auf der Mariahilfer Straße getestet wurde, bei dem das Signal ausschließlich mit Chip oder Schlüssel aktiviert werden kann, habe sich nicht bewährt. Die Blindenverbände kritisierten, dass dadurch die Barrierefreiheit nicht gegeben sei.

Stattdessen wird das Signal nun leiser eingestellt. Blinde Menschen mit eingeschränktem Hörvermögen können mittels Chip oder Schlüssel aber ein lauteres Signal anfordern. "Damit haben wir eine verträgliche Lautstärke für die Anrainer und ein verstärktes Signal für die Menschen, die das wirklich brauchen", sagte Bekehrti.

889 Ampeln mit Hilfseinrichtungen

Derzeit sind in Wien 889 der 1.300 ampelgeregelten Kreuzungen mit akustischen Hilfseinrichtungen ausgestattet. Die Vereinbarung sieht vor, dass die bestehenden Ampelanlagen sukzessive nachgerüstet und alle zukünftigen Ampelanlagen mit der neuen Technik ausgestattet werden.

"Damit wird ein wichtiger Schritt in der Umsetzung der UN-Konvention für Menschen mit Behinderungen getan", zeigte sich Markus Wolf, Präsident des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Österreich, im Gespräch mit der APA erfreut. Die Vereinbarung mit der Stadt Wien könne dazu beitragen, dass diese auch auf Bundesebene oder mit anderen Bundesländern getroffen werde, hoffte Elmar Fürst von der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs. (APA, 12.5.2017)