Vor den Präsidentschaftswahlen kam das Zittern, dann das Aufatmen, beides zu Recht. Wäre heute Marine Le Pen – eine Frau mit dem Charme einer Abrissbirne und einem Humorverständnis, das gut zur AG Jus passen würde – französische Präsidentin, sie hätte Europa gezeigt, was alles möglich ist. Unter Garantie!

Nun aber residiert Emmanuel Macron im Élysée-Palast. Das ist politisch erfreulich und zudem ein gefundenes Fressen für alle Medien, die weniger an der großen Politik denn an (zwischen)menschlichen Details interessiert sind. Macron hat auf das "Qu'en-dira-t-on", das Gewäsch der Leute gepfiffen und erfolgreich um seine ehemalige Französischlehrerin, 24 Jahre älter als er, gebuhlt. Ein schönes Zeichen dafür, dass Frankreich nach wie vor das Land der Liebe ist!

Mit seiner Partnerinnenwahl liefert Macron ein Gegenbeispiel zur These, dass wir Männer als abgründig triebgesteuertes Geschlecht ausschließlich an jungem und törichtem Weibervolk ("Dumm kopuliert gut") interessiert wären. Das trifft nicht zu. Auch intelligente Repräsentantinnen des mittleren Lebensalters und selbst Greisinnen, die nicht auf den Kopf gefallen sind, vermögen den Mann anzuspitzen.

Der Fall Macron zeigt, dass auch Präsidenten vor Sexualität nicht gefeit sind. In den USA ließ sich Bill Clinton von seiner Praktikantin Monica Lewinsky einen astreinen Blasberuf verpassen und wurde mit dem idiotischsten Amtsenthebungsverfahren der Menschheitsgeschichte bestraft. Es bedurfte erst eines Donald Trump, um zu beweisen, dass auch ein Herr mit einem gänzlich unpuritanischen öffentlichen Bekenntnis zur Pussy in Amerika Präsident werden kann.

Natürlich haben auch französische Präsidenten nichts ausgelassen. Giscard d'Estaing, Mitterrand, Chirac und Sarkozy waren ebenso "hommes à femmes" wie Hollande und Macron. Präsident Félix Faure (1841-1899) verstarb gar als Opfer auf dem Altar der männlichen Geschlechtsehre, knapp nachdem ihm seine Geliebte Marguerite Steinheil (1869-1954) eine Pfeife angemessen hatte ("tailler une pipe", französisches Äquivalent zum angloamerikanischen Blowjob).

Der stets zu einem Scherz aufgelegte französische Volksmund verpasste Madame Steinheil daraufhin den Spitznamen "La Pompe Funèbre", die "Bestattungspumpe". Bleibt zu hoffen, dass dieses Schicksal Donnie Trump erspart bleiben möge. (Christoph Winder, 13.5.2017)