Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" und "Sehen heißt Glauben": Im Zeitalter von CGI, Photoshop und digitaler (und manipulierbarer) Bilderflut vereinen sich diese beiden im kollektiven Bewusstsein verankerten Überzeugungen zur Grundlage für das Funktionieren einer gesteuerten Realitätsproduktion. Jedenfalls in Margit Ruiles "All-Age-Technikthriller", in dem mit der Hilfe nützlicher Idioten wie des Bildbearbeiters Zafer und dem Einsatz neuronaler Netzwerke die Voraussetzung für die Echtzeitmanipulation von Überwachungsvideos geschaffen wird: Menschen verschwinden oder werden durch andere ersetzt, die Manipulation ist nicht nachweisbar.

Der gut geschriebene Plot hätte sich eine überzeugendere Umsetzung verdient; so mäandert der Text unschlüssig zwischen den beiden Protagonisten Zafer und Emily, zwischen packenden Szenen und nebuloser Innenschau, zwischen glaubwürdigen Annahmen und beliebig wirkenden Zufallsereignissen. An der Thematik Interessierte werden nichtsdestotrotz auf ihre Kosten kommen. (Helmuth Santler, Album, 15.5.2017)