Peter Kleinmann ist seit 2001 Präsident des Volleyballverbandes – und er bleibt es vorerst auch.

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Wien – Peter Kleinmann ist noch einmal davongekommen. Am Freitag wurde gegen den Präsidenten des Volleyballverbandes (ÖVV) in einer außerordentlichen Generalversammlung in Wien ein Misstrauensantrag eingebracht. Fünf dafür nötige Landesverbände waren sich darüber eigentlich einig. Da der burgenländische Verbandspräsident aber einen Vertreter entsandte, dessen Vollmacht ein ÖVV-Jurist nicht anerkannte, ging das Vorhaben schief. Einzig der Misstrauensantrag gegen den Vizepräsidenten Michael Henschke fand eine Mehrheit.

Zuvor hatte Kleinmann am Freitag eine emotionale Pressekonferenz gegeben. "Eine Begründung für den Misstrauensantrag gibt es nicht", sagte er. Kleinmann erzählte von einem Schreiben, unterzeichnet von den Präsidenten der Landesverbände aus Tirol, der Steiermark, Niederösterreich, dem Burgenland sowie vom geschäftsführenden Vizepräsidenten aus Kärnten, das er am Mittwoch erhalten hat.

Ultimatum

In der E-Mail, die dem STANDARD vorliegt, schreibt der Kärntner Otto Frühbauer: "Wenn Du heute, Mittwoch, dem 10.5.2017 bis spätestens 20.00 Deinen Rücktritt aus persönlichen Gründen als ÖVV-Präsident [...] bekannt gibst, werden wir rückwirkend Dein jahrzehntelanges Engagement für Volleyball jedenfalls positiv kommentieren."

Kleinmann wollte nicht zurücktreten. Er trage Verantwortung für anstehende Ereignisse in Österreich – etwa die Beachvolleyball-WM im August in Wien oder die Weltliga der Herren. Zu der Versammlung am Freitag erschien Kleinmann. "Die sollen mir in die Augen schauen", sagte er davor.

Zwist über Vollmacht

Am meisten überrascht war der 69-Jährige über die Unterschrift des Burgenländers Bernd Csar. Laut Kleinmann sei dieser bis Dienstag aufseiten des ÖVV gewesen. Csar war am Freitag nicht erreichbar. Laut dem niederösterreichischen Verbandschef Thomas Mayer hatte sein Vertreter am Freitag eine gültige Vollmacht. Der ÖVV-Jurist sah das eben nicht so.

"Eine absurde Situation", sagte Mayer dem STANDARD. "Wir misstrauen dieser Führung und werden uns nicht von unserer Position verabschieden." Die Landesverbände hätten unterschiedliche Gründe für ihr Misstrauen. Er, wie auch der Tiroler Verbandschef Hans Kotek nannte am Freitag die "Watschenaffäre" und den laut Mayer "falschen Umgang" damit als Auslöser für den Misstrauensantrag.

ÖVV-Funktionär ohrfeigte Spieler

ÖVV-Vizepräsident Henschke hatte im Jänner einem Spieler eine Ohrfeige verpasst. Laut Kleinmann hat der Funktionär daraufhin "die bisher härteste Strafe im ÖVV" erhalten. Mayer sagt: "Er hätte zurücktreten müssen." Die Strafe gegen Henschke habe es auch nur gegeben, "weil wir das gefordert haben".

Auch der Konflikt des Verbandes mit Herrenmeister Hypo Tirol und dessen Manager Hannes Kronthaler wird wohl eine Rolle gespielt haben. Hypo Tirol hat angekündigt, künftig in der deutschen Liga spielen zu wollen. Die Tiroler hatten sich geweigert, bei ihren Heimspielen Werbebanden für den Ligasponsor Deniz-Bank – ein Konkurrent des Klubsponsors – aufzustellen. Der Verein hatte die dafür fälligen Strafsummen bezahlt, ehe der ÖVV die Pönale deutlich erhöhte.

Am Freitag berichtete Kleinmann von einem Wellental der Gefühle, das er in den vergangenen Tagen durchlebt habe. Er entschied sich aber, nicht nachzugeben. "Bitte kämpfe" hätten ihm Spieler und Spielerinnen geschrieben. "Ich mache das mit Leidenschaft", sagte Kleinmann, der seit 2001 ÖVV-Präsident ist und das vorerst bleibt.

Die kritischen Landesverbände wollen aber nicht lockerlassen. Mayer: "Ein Präsident soll nicht polarisieren, er soll integrieren." (Birgit Riezinger, 12.5.2017)