Auch als Akustikmusiker stellt der gospelerprobte Frederick "Toots" Hibbert verlässlich seinen Mann.

Foto: Mediacom Reggae

Wien – Bob Marley und Peter Tosh sind schon lange tot. Neben Jimmy Cliff und Lee Perry gibt es noch einen Pionier des Ska und Reggae, der bis heute aktiv ist: Frederick "Toots" Hibbert wurde 1942 in Jamaika geboren, seit frühester Kindheit sang der Predigerinnensohn im Kirchenchor. In den späten 1950ern übersiedelte er in die Hauptstadt Kingston, wo er bald unter dem Einfluss des US-amerikanischen R 'n' B eine landestypische Variation des Stils zu spielen begann: Ska. Ein weiteres Markenzeichen waren die drei Sänger, Toots Hibbert tat sich mit Jerry Mathias und Raleigh Gordon unter dem Namen The Maytals zusammen.

Jenseits der grünen Insel entdeckten britische Subkulturen wie die Mods und frühen Skinheads diese Sounds. 1966 musste Hibbert dann für knapp ein Jahr hinter Gitter, die Vorliebe für das Kraut Ganja bedeutete beinahe das Ende der Maytals. Damals wurde Ska sukzessive zum gemächlicheren Rocksteady und in der Folge – rauchschwadenbedingt – nochmals zum Reggae eingebremst.

Immer dabei: Hibberts Maytals, die den Namen Reggae (mit-)erfunden haben: 1968 veröffentlichten sie Do The Reggay – der Ausdruck bezog sich auf eine kurzlebige Tanzmode jener Tage. 1968 schrieb Hibbert mit 54-46 (That's My Number) einen Klassiker über seine Häfenzeit. Es sind die einfachen Melodien und der kehlig-rauchige Gesang Hibberts, die die Faszination dieser Evergreens ausmachen.

1969/70 folgte Pressure Drop, eine Version schaffte es auf den Soundtrack des Films They Harder They Come, in dem Toots & The Maytals auch kurz bei Aufnahmen im Studio zu sehen sind. In den 1970ern adaptierten sie diverse Rock- und Countryklassiker, Hibberts gospelgetränkter Gesang kam in den James-Brown-Manierismen von Funky Kingston (1973) nochmals zu einem Höhepunkt. Auch in den folgenden Jahrzehnten blieben Toots & The Maytals aktiv. Am Sonntag besteht die Möglichkeit, ein entspanntes Stück Musikgeschichte live zu erleben. (Gerhard Dorfi, 13.5.2017)