Beginnen wir einfach mal nicht mit dem "Schulz-Zug" und den sich anbietenden Assoziationen vom Abstellgleis oder vom Bremsklotz. Lassen wir auch den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz erst mal beiseite.

Denn: Es gibt für die Sozialdemokraten gute Gründe, in Nordrhein-Westfalen eine Wahl zu verlieren, die gar nichts mit Schulz zu tun hat. Die SPD regiert in ihrer Herzkammer an Rhein und Ruhr seit 1966. Nur von 2005 bis 2010 war die Düsseldorfer Staatskanzlei in schwarzer Hand.

Es ist also nachvollziehbar, dass viele Menschen mit der SPD eine Rechnung offen hatten. Die vielen Staus, die maroden Brücken, die hohe Verschuldung – da konnte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), die Landesmutter mit "Kümmer-Image", noch so oft versichern, dass vieles schon besser geworden sei. Vielen war es nicht gut genug.

Anders als vor einer Woche in Schleswig-Holstein kann als Ausrede für die rote Niederlage auch kein peinliches Interview, gegeben vom Regierungschef, herangezogen werden. Es war schlicht die Politik, die nicht überzeugte.

Das ist natürlich auch für Schulz bitter. Nordrhein-Westfalen ist SPD-Stammland, ein Wahlsieg gehört hier für die "Sozen" quasi zum Pflichtprogramm. Schulz selbst stammt aus Nordrhein-Westfalen, er tritt bei der Bundestagswahl im Herbst als Spitzenkandidat an. Aber wenn die Genossen schon hier die Menschen nicht mehr begeistern können, wie soll es dann im Rest von Deutschland klappen? (Birgit Baumann, 15.5.2017)