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Gemeinsam Lernen in einer Schule für alle.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Es sei ein nicht lernfähiges Bildungssystem, sagt Germain Weber, Präsident der Lebenshilfe Österreich. Gemeinsam mit Clemens Rauhs, Sprecher des Elternvereins der Hans-Radl-Volks- und Sonderschule, Martin Rauch vom Dachverband Down-Syndrom Österreich, Peter Jaunerig, Vorstandsmitglied vom Verein Integration Wien, sowie Mischa Kirisits von der Elterninitiative Nachmittags- und Ferienbetreuung präsentierte er am Dienstag einen Forderungskatalog für inklusive Schulbildung.

Inklusion sei ein lebensüberspannendes Thema, die ersten beiden Lebensjahrzehnte und dadurch auch die Schulzeit seien dabei entscheidend, ob Menschen mit Behinderungen später ihren persönlichen passenden Platz in der Gesellschaft finden, sagt Weber. Im vorerst auf Eis gelegten Schulautonomiepaket seien zentrale Forderungen von Menschen mit Behinderung nicht berücksichtigt, ergänzt er.

Anklopfen

Derzeit hätten Eltern behinderter Kinder in Österreich nur ein "Anklopfrecht" in Regelschulen, oft genug würden diese mit Verweis auf zu wenig Ressourcen abgelehnt. Er fordert deshalb verbindliche Schritte in Richtung einer Schule, in der alle Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam inklusiv unterrichtet würden und es ein Recht auf besondere Unterstützung gebe.

Für Rauhs sei es ein zentrales Problem des Regelschulsystems, dass es zu wenig auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingehen könne. "Sonderschulen tun das schon, unterschiedliche Lerntempi sind dort normal", sagt er. Doch je steifer ein Schulsystem sei, desto schwieriger werde es, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Dafür brauche es einen Rechtsanspruch der Betroffenen wie auch der Schulen auf die Erfüllung von Mindeststandards beim Unterstützungspersonal. Außerdem müssten bestimmte Bildungssettings sichergestellt sein wie der (zeitweise) Unterricht in Kleinstklassen, wenn Kinder einen Rückzug aus der Großgruppe bräuchten, so Rauhs.

Schule bis 25

Eine weitere Forderung sei ein Rechtsanspruch auf Schulbildung bis 25 Jahre. Für ein elftes oder zwölftes Schuljahr müssten Betroffene einen Antrag stellen – werde dieser genehmigt, könnten diese Schuljahre nur an Sonderschulen absolviert werden.

Im Schulautonomiepaket seien aber weder die gesetzlichen Grundlagen noch ausreichend Ressourcen und qualifiziertes Personal für inklusvie Bildung vorgesehen, beklagte Jauernig. "Die Ressourcen müssen zu den Kindern und nicht die Kinder zu den Ressourcen kommen", fordert er. Punktuell gebe es erfolgreiche Beispiele, gebraucht würden aber flächendeckende Angebote, so Jauernig.

Betreute Freizeit

Außerdem werde eine ausreichende Nachmittags- und Ferienbetreuung für Kinder mit Behinderung gefordert. "In der Volksschule geht es sich meistens aus, ab der Sekundarstufe I wird es aber zum Problem. An vielen Schulen können Kinder mit Behinderung nicht einmal für die Nachmittagsbetreuung angemeldet werden", sagt Mischa Kirisits. Es fehlt an Freizeitpädagogen und Assistenzpersonal. "Inklusion darf nicht nach dem Unterricht enden", ergänzt er. (ost, 16.5.2017)