Wien – Überhitzte Städte als Folge des Klimawandels müssen nicht sein. "Trotz extremer Rahmenbedingungen stehen die Chancen gut, die Lebensqualität in Großstädten zu halten oder sogar zu steigern", sagte die Stadtklimaforscherin Maja Zuvela-Aloise von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Anlass ist eine Internationale Kooperation zur Stadtklimaforschung mit Beteiligung der ZAMG.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die ZAMG starteten vergangene Woche mit einem Workshop in Wien eine internationale Zusammenarbeit, um Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel in großen Städten zu untersuchen. 13 internationale Institutionen, aus Großstädten von Berlin über Wien bis Kairo, untersuchen mit Hilfe von Computersimulationen unter anderem, wie Begrünung, Wasserflächen, reflektierende Dachfarben und die Art der Bebauung extreme Hitzebelastung in den Städten effizient vermindern kann, berichtete die ZAMG.

Rekorde mit Folgen für die Stadtbevölkerung

Immer mehr Menschen und immer mehr extreme Wettererscheinungen, die Herausforderungen an große Städte steigen stetig: Besonders die Zunahme von Hitzewellen wirke sich massiv auf die Bevölkerung aus. So erlebte Wien vor zwei Jahren 42 Tage über 30 Grad Celsius, an 17 Tagen waren es sogar mehr als 35 Grad. 2015 wurde damit der bisherige Rekord um mehr als das Dreifache übertroffen. Und auch in 23 Nächten sank die Temperatur nicht unter 20 Grad, doppelt so viel wie beim bisherigen Rekord. Die Wiener Berufsrettung verzeichnet bei Hitzewellen rund 20 Prozent mehr Einsätze.

"Weltweit wird in vielen Städten untersucht, welche Maßnahmen besonders effizient wirken. Nutzt man zum Beispiel in Wien alle für Dachbegrünung geeignete Flächen und deckt alle restlichen Dächer mit einem Material, das 70 Prozent der Sonnenstrahlung reflektiert, geht die Zahl der Tage mit mehr als 30 Grad in der Innenstadt um bis zu 29 Prozent zurück, in weniger stark verbauten Außenbezirken wie in Döbling um bis zu 20 Prozent. Das Potenzial ist also groß", sagte Zuvela-Aloise.

Klimamodell für die Stadt

Ein Schwerpunkt der internationalen Kooperation ist die Arbeit mit dem Stadtklimamodell MUKLIMO_3 (Dreidimensionales mikroskaliges urbanes Klimamodell, Anmerkung). Das Modell wurde vom DWD entwickelt und berücksichtigt sehr komplexe Daten wie die regionale Geländestruktur und die Landnutzung, schrieb die ZAMG. Die Computersimulationen sollen dabei ermöglichen, für verschiedene Szenarien die kleinräumige Entwicklung des Klimas einer Stadt mit ihren unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu berechnen.

Die Kooperation wird unter anderem dazu beitragen, dass das Stadtklimamodell weiter verbessert werden kann, erläuterte die Klimaforscherin. Die ZAMG werde dabei ihre Erfahrung in Modellierung, Organisation von Trainings, Netzwerk, User Support einbringen. (APA, 16.5.2017)