Frost nach der Blüte: Der Kälteeinbruch im April hat 12.000 Hektar Obst- und Weinanbaufläche beschädigt.

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Wien – Ernteausfälle durch Spätfrost, Dürre aufgrund von Hitzewellen und Hochwasser: Die österreichische Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren bereits einige Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Zuletzt hat der erneute Wintereinbruch Ende April Schäden in der Höhe von über 50 Millionen Euro erzeugt und 12.000 Hektar Obst- und Weinanbaufläche beschädigt.

Gegen diese und andere Folgen des Klimawandels will man nun regional vorgehen: In 23 österreichweiten Modellregionen sollen Strategien entwickelt werden, um sich den neuen Klimabegebenheiten anzupassen, erklärt Umweltminister Andrä Rupprechter in einem Pressegespräch am Dienstag: "Wir müssen praxisorientierte, regionale Lösungen schaffen", sagt der Minister. Die Programme der Pilotregionen sollen auf die jeweiligen örtlichen Begebenheiten angepasst werden. "Mit den Auswirkungen hat man sich zu arrangieren, um die Folgen abzufedern", so Rupprechter.

In einer ersten Projektphase werden Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung mit rund 800.000 Euro gefördert, ein Viertel der Gesamtfinanzierung fällt an die Gemeinden. Dabei erhält jede Gemeinde je nach Einwohnerzahl maximal 40.000 Euro, erklärt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds. Ab Anfang nächsten Jahres sollen die Maßnahmen dann praktisch umgesetzt werden. Den Regionen stünden dafür erneut 1,5 bis zwei Millionen Euro zur Verfügung. Allerdings steigen nur jene Regionen in Phase zwei auf, deren Klimakonzepte von einer Jury als geeignet eingestuft würden.

Überdurchschnittliche Klimabelastung

Österreich sei im europäischen Durchschnitt aufgrund seiner Topografie besonders stark von der Erderwärmung betroffen, erklärt Höbarth. Die dadurch entstehenden wirtschaftlichen Auswirkungen seien nicht zu unterschätzen: "Die Schäden, die wir jetzt erleben, sind nur ein Vorgeschmack." Neben der Landwirtschaft würden auch im Tourismus- und Gesundheitsbereich Mehrkosten durch steigende Temperaturen anfallen. Die Auswirkungen des Klimawandels kosten Österreich laut Höbarth rund eine Milliarde Euro pro Jahr. Bis 2050 soll die Summe auf mindestens 8,8 Milliarden Euro ansteigen.

Das Förderprogramm ziele deshalb auf Gemeinden ab, in denen sich der Klimawandel bisher am stärksten bemerkbar mache. Die Regionen – rund 80 Prozent befinden sich in der Steiermark, in Kärnten und in Niederösterreich – sollen während der Programmlaufzeit Rat vonseiten einer Expertenplattform erhalten. Diese solle Aufklärung über Anpassungsmaßnahmen geben, aber auch Gemeinden dabei helfen, Fehlinvestitionen zu vermeiden, erklärt Höbarth. (lauf, 16.5.2017)