Caracas – Bei neuen Demonstrationen gegen die sozialistische Regierung in Venezuela sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Ein 17-Jähriger sei bei Protesten im Bundesstaat Barinas erschossen worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Dienstag mit. Eine bewaffnete Gruppe habe sich dem Demonstrationszug genähert und das Feuer eröffnet.

Damit stieg die Zahl der Toten auf 41. Rund 800 Menschen wurden bei den Protesten in den vergangenen Wochen verletzt, fast 2.000 Demonstranten festgenommen. Bereits am Montag war ein junger Mann in der Region Tachira erschossen worden. Er bedauere den Tod des jungen Mannes und fordere umfangreiche Ermittlungen, sagte Ombudsmann Tarek William Saab.

Bei den Protesten im ganzen Land wurden mehrere Menschen zum Teil schwer verletzt. Im Bundesstaat Carabobo feuerte ein Scharfschütze nach Angaben der Regierung auf zwei Polizisten. "Ein Beamter wurde durch einen Kopfschuss schwer verletzt", schrieb Gouverneur Francisco Ameliach auf Twitter. "Er ist in einem kritischen Zustand und ringt um sein Leben." Polizisten feuerten mit Tränengas und Gummigeschossen auf Demonstranten. Dabei wurden sieben Menschen verletzt. In Tachira habe ein Soldat einem Oppositionellen in den Kopf geschossen und schwer verletzt, sagte der Abgeordnete Henry Ramos Allup.

Auf der Insel Margarita wurden die oppositionelle Abgeordnete Yanet Fermin und zwölf weitere Demonstranten festgenommen. "Das ist ein Angriff auf die parlamentarische Immunität", sagte der Vizepräsident der Nationalversammlung, Freddy Guevara. In der Hauptstadt Caracas blockierten die Demonstranten zwei Hauptverkehrsstraßen.

Guevara kündigte eine Reihe weiterer Demonstrationen in den kommenden Tagen an. "Wir müssen klar machen, dass die Mehrheit des Volks gegen dieses Regierungssystem ist und nicht aufgeben wird", sagte er. Unter dem Motto "Wir sind Millionen" würden die Venezolaner am kommenden Samstag auf die Straße gehen.

Die Organisation Amerikanischer Staaten unternahm indessen einen neuen Anlauf, die Krise in Venezuela beizulegen. Der Ständige Rat beschloss, die Außenminister der Mitgliedsstaaten zu einem Treffen am 31. Mai zusammenzurufen. Während Generalsekretär Luis Almagro und viele Länder der Region die venezolanische Regierung scharf kritisieren, halten Ecuador, Bolivien und Nicaragua ihrem Verbündeten bisher die Treue. Wegen Einmischung in innere Angelegenheiten hatte Venezuela zuletzt seinen Austritt aus dem Bündnis angekündigt.

Angesichts einer schweren Wirtschaftskrise demonstrieren in dem ölreichen Staat seit Wochen Tausende Menschen gegen Präsident Nicolas Maduro und dessen aus ihrer Sicht autoritären Regierungsstil. Maduro hingegen wittert eine Verschwörung konservativer Kreise und des Auslands gegen sein sozialistisches Regierungsmodell. (APA, 16.5.2017)