Ottawa – Kanada will den Rausschmiss von Passagieren aus überbuchten Maschinen kommerzieller Fluggesellschaften gesetzlich verbieten. Verkehrsminister Marc Garneau brachte jetzt einen entsprechenden Gesetzesentwurf ein.

Bei einer Pressekonferenz bezog sich Garneau am Dienstag auf Fälle, die in jüngster Zeit Schlagzeilen gemacht hatten. In den USA hatte sich im April ein Passagier geweigert, seinen ihm zuvor angewiesenen Sitzplatz in einer überbuchten Maschine von United Airlines freizugeben. Daraufhin schleiften Polizisten den 69-Jährigen vor den Augen seiner entsetzten Mitpassagiere in Chicago gewaltsam aus dem Flugzeug. Nach Angaben seiner Anwälte wurde dem Arzt das Nasenbein gebrochen, zudem verlor er zwei Vorderzähne und erlitt eine Gehirnerschütterung.

"Wird in Kanada nicht toleriert"

Solche Vorfälle würden "in Kanada nicht toleriert", sagte Garneau. Kanadier mit einem Flugticket könnten erwarten, dass die Fluggesellschaft "ihren Teil des Deals erfüllt". Dem Gesetzesentwurf zufolge müssen Passagiere, die bei Überbuchung freiwillig auf ihren Sitz verzichten, finanziell entschädigt werden. Falls das Parlament den Entwurf verabschiedet, tritt das Gesetz 2018 in Kraft.

In der EU sieht die Fluggastrechte-Regelung vor, dass die Fluggesellschaft den Flugpreis erstatten oder einen Ersatzflug finden muss, wenn Passagiere wegen Überbuchung unfreiwillig auf dem Boden bleiben. Außerdem haben Reisende wegen der Nichtbeförderung einen Anspruch auf Entschädigung. Nach EU-Recht sollen Fluggesellschaften Passagiere erst einmal durch eine Gegenleistung zum freiwilligen Verzicht bewegen. (APA, 17.5.2017)