Die AUA ist der Platzhirsch bei der Passagierabfertigung, betreut normale und prominente Leute.

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Wien – Der Flughafen Wien und die AUA, die zwei großen Player der heimischen Luftfahrt, rücken enger zusammen. Zumindest in einem Teilbereich. Wie der STANDARD aus gut informierten Kreisen erfahren hat, wollen die beiden Konzerne die Passagierabfertigung zusammenlegen. Damit kämen Check-in, Boarding, Übergepäcksverrechnung, Lost & Found und ähnliche Bereiche mit insgesamt 700 Mitarbeitern unter ein gemeinsames Dach.

Flughafen und AUA bestätigen auf Anfrage Gespräche über eine engere Kooperation. "Eine Entscheidung ist aber noch nicht gefallen", erklärt ein Flughafensprecher. Vonseiten der AUA wird ergänzt, dass über den Modus der Zusammenarbeit erst noch verhandelt werden müsse. Dem Vernehmen nach gilt eine gemeinsame Gesellschaft für das Passenger-Handling als wahrscheinlich.

Am Mittwoch hat sich AUA-Vorstandschef Kay Kratky schriftlich an die Mitarbeiter gewandt und die Überlegungen skizziert. Ziel der "eigentlich vertraulichen Gespräche" sei es, den Standort zu stärken und die Standortkosten zu verbessern, wie es in der Mitteilung heißt, die dem STANDARD zugespielt wurde. Kratky und der für den betroffenen Bereich zuständige Manager Markus Christl erklären weiter: "Obwohl wir den Bereich Passenger-Handling in Wien als Teil unseres Kerngeschäfts sehen, müssen wir aus kaufmännischen Überlegungen heraus diese Kooperation prüfen." Dazu liefen auch bereits Gespräche mit dem Betriebsrat.

16 Prozent Marktanteil

Der Flughafen ist erst vor zwei Jahren in das Geschäftsfeld eingestiegen und hat es auf einen Marktanteil von 16 Prozent gebracht. Das Unternehmen betreut dabei mit rund 100 Mitarbeitern u. a. Reisende anderer Airlines, beispielsweise von Niki / Air Berlin oder Easyjet. Die AUA ist mit einem Kuchenstück von 70 Prozent der größte Anbieter und beschäftigt in der Passagierabfertigung in etwa 600 Leute. Die Fluglinie serviciert dabei auch andere zur Star Alliance zählende Airlines wie Lufthansa oder Swiss. 2016 wurden in Wien 23 Millionen Passagiere abgefertigt. Neben den beiden österreichischen Anbietern gilt noch die türkische Celebi mit gut zehn Prozent Marktanteil als namhafter Mitbewerber.

Während der Kostendruck von den Gesellschaften als Motiv für eine Vertiefung der Kooperation in den Mittelpunkt gestellt wird, läuft es geschäftlich heuer ziemlich gut. Vor allem der börsennotierte Flughafen Wien profitiert vom steigenden Passagieraufkommen. Von Jänner bis April des laufenden Jahres stieg die Zahl der Fluggäste in Schwechat um knapp sieben Prozent auf 6,7 Millionen Personen. Angesichts dieser Entwicklung werde es "wahrscheinlicher", dass das ursprünglich für heuer anvisierte Wachstum von zwei Prozent übertroffen werde, teilte der Konzern mit.

Weniger Flugbewegungen

Ein Argument für den Bau der dritten Piste ist der Zuwachs aber nur bedingt. Denn trotz steigender Passagiere sank die Zahl der Flugbewegungen im ersten Jahresdrittel im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent auf 66.500. Wie berichtet bekämpfen der Flughafen und seine Großaktionäre – die Länder Wien und Niederösterreich – die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts, wonach die Landebahn mit verschiedenen Umweltanliegen nicht in Einklang zu bringen ist. Jetzt sind die Höchstgerichte am Zug.

Auch die Ertragszahlen des Flughafens haben sich zum Jahresauftakt recht gut entwickelt. Im ersten Quartal wird ein Anstieg des Nettoergebnisses um knapp zehn Prozent auf 15,9 Millionen Euro gemeldet. (as, cr, 17.5.2017)