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Soundgarden-Sänger Chris Cornell.

Foto: AP/Christensen

Seattle – Schon lange bevor Kids auf der ganzen Welt wegen Nirvana den staubigen Globus ihrer Eltern nach Seattle absuchten, war Chris Cornell mit seiner Band Soundgarden einer der Wegbereiter der musikalischen Weltrevolution gewesen, die als Grunge in die Geschichtsbücher einging. 1984 gründete er Soundgarden.

Eine Formation, die mit den Errungenschaften des Punk dem 1970er-Jahre Hardrock einen Besuch abstattete und mit dem 1994 erschienenen Album "Superunknown" zum Superstartum aufstieg. Cornell, lange Haare, schwarze Montur und ein Organ, das im harten Rock die harten Botschaften auf Wolke sieben zu hieven vermochte, war dafür wesentlich verantwortlich.

Sein Gesang klang, als stecke sein Brustkorb in einem Schraubstock. Die Songs warten hart und zäh oder hart und schnell. Soundgarden waren eine jener Bands, die Hardrock mit frischem Blut in ein neues Zeitalter führten. Nun hat sich ihr Chef Chris Cornell 52-jährig das Leben genommen, unmittelbar nach einem Auftritt der 2010 reformierten Band in Detroit.

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Ihren ersten Auftritt in Österreich hatten Soundgarden noch im Wiener Kellerlokal Chelsea vor 200 Eingeweihten, zwei Jahre später gastierten sie im Vorprogramm von Guns N' Roses auf der Donauinsel.

Nach dem Ende von Soundgarden ging der als Christopher John Boyle am 20. Juli 1964 geborene Musiker einer so fruchtbaren wie erfolgreichen Karriere nach. Er formierte die Supergroup Audioslave (mit Tom Morello von Rage Against The Machine), die in den Nullerjahren drei Alben veröffentlichte.

Unter eigenem Namen spielte er fünf Soloalben zwischen ruhigem Songwriting und hartem Rock ein. Auf dem von Timbaland produzierten Album "Scream" ließ er sich gar zu einem Ausflug ins artfremde tanzbare Fach hinreißen, was viele Fans ihre langen Kopfhaare schütteln ließ.

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Schon während der 1990er-Jahre war er Teil der Formation Temple of the Dog. Auch mit anderen wesentlichen Playern der Grunge-Szene wie Mark Arm von Mudhoney kollaborierte er: siehe Marginalien wie Alice Mudgarden.

Soundgarden und ihre Mitglieder galten als wilde Hunde. Sie frönten einem Rock-'n'-Roll-Lifestyle, der sich nicht zuletzt über Drogen und Alkohol definierte, was in Cornells Fall mit Depressionen einherging. Erst Mitte der Nullerjahre kam er davon los.

Der Vater von drei Kindern hat mit Soundgarden allein über 25 Millionen Alben verkauft, der Aufschrei nach seinem Tod war in den sozialen Netzwerken immens. Für viele waren Cornell und Soundgarden ebenso bedeutungsvoll wie einst Nirvana, dabei ungleich länger produktiv. (Karl Fluch, 18.5.2017)