Navigationssystem für Demenzkranke: Neue technische Ansätze sollen Betroffene in ihrem Alltag unterstützen.

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Wien – Rund 1,2 Prozent der Österreicher leiden an Demenz. Für deren Unterstützung – gemeinsam mit den Angehörigen – werden neue technische Ansätze immer wichtiger. Die MAS Alzheimerhilfe ist mit österreichischen und internationalen Partnern an solchen EU-Projekten beteiligt. Es geht um neue Orientierungshilfen und Trainingsprogramme für die Betroffenen.

Webbasiertes System

An den Projekten wird seit vergangenem Jahr gearbeitet. Bei "Dayguide" handelt es sich um ein webbasiertes System, das Menschen vor allem mit noch leichten kognitiven Störungen das Alltagsleben erleichtern soll. "Co-Train" soll Menschen mit Demenz helfen, körperlich fit zu bleiben, um körperliche Gebrechlichkeit zu verzögern.

"Wir wollen Menschen mit beginnender Demenz und ihren Angehörigen Hilfestellungen geben, damit die Betroffenen selbst möglichst selbstständig ihren Alltag weiterhin bewerkstelligen können und die Angehörigen entlastet werden. Wir bemerken zunehmend, dass sich Personen, die erste Anzeichen kognitiver Probleme an sich bemerken, häufiger selbst an uns wenden, um Rat und Informationen zu bekommen", sagt Stefanie Auer. Sie ist Professorin für Demenz-Forschung an der Donau Universität Krems und wissenschaftliche Leiterin der MAS Alzheimerhilfe Österreich.

Die Expertin begleitet die Projekte, was die Anforderungen und Qualifikationen der technischen Lösungen betrifft. Menschen, die von Demenz betroffen sind, sollen die Lösungen mitentwickeln und selbst erproben, damit die Produkte bereits auf Erfahrungen aufbauen können.

Information über Sensoren

"Dayguide" mit einer Projektlaufzeit bis Ende März 2019 soll beispielsweise ein völlig neues Orientierungs- und Erinnerungssystem bringen. "Mit neuen Sensoren kann man für die Betroffenen jetzt ortsspezifische Hilfen über eine soziale Plattform, Handy, Smart-Watch oder Tablet-Computer schaffen. So soll das System für Demenzkranke ein einfaches Navigationssystem bieten, damit sie ihre täglichen Besorgungen – zum Beispiel den Gang zum Arzt, zum Einkaufen etc. – weiterhin selbst tun können", sagt Co-Entwickler Klaus Dittrich vom Austrian Institute of Technology. Über die moderne Informationstechnik und Sensoren können Angehörige auch besser über die aktuelle Situation der Betroffenen quasi online informiert bleiben.

Erinnerungsfunktionen für zu Hause sollen ebenfalls in dem System aufscheinen – zum Beispiel das Erinnern an die notwendige Einnahme von Medikamenten. Das können aber auch Geburtstage von Angehörigen und Freunden sein oder Anregungen zur telefonischen Kontaktaufnahme mit anderen Menschen.

Weiterentwicklung mit Betroffenen

"Die Buttons für die Funktionen am Tablet-Computer können zum Beispiel aus Fotos bestehen. Wir gestalten das so einfach wie möglich – damit sich die Betroffenen damit leicht zurechtfinden", sagt Dittrich. Die Anregungen für die Ausgestaltung sollen von Betroffenen selbst und von ihren Angehörigen kommen. "Mit dem jeweiligen Stadium der Demenzerkrankung soll das System jeweils um weitere Hilfestellungen ergänzt werden können", so Stefanie Auer.

Das Investitionsvolumen beträgt 2,7 Millionen Euro. In Österreich trägt dazu auch die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) bei. Wissenschaftliche und Unternehmenspartner stammen aus der Schweiz, den Niederlanden und Belgien. Die MAS Alzheimerhilfe arbeitet vorwiegend in Oberösterreich und hat in den vergangenen Jahren sechs Beratungsstellen in Österreich aufgebaut. Sie engagiert sich in der Ausbildung professioneller Betreuer von Personen mit Demenz und in der Beratung sowie im Training von Angehörigen. Darüber hinaus gibt es beispielsweise das Alzheimer-Urlaub-Projekt für Partner, das sich sehr gut bewährt hat. (APA, 18.5-2017)