Beim komplexen Thema Brandschutz soll künftig ein neues Gremium die Koordination zwischen diversen Richtlinien und Normen sicherstellen.

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Wien – "Überbordende Normen", "Normenflut", "Normenwahn": Wenn in den letzten Jahren von den hohen Kosten im Wohnbau die Rede war, wurde meist im selben Atemzug auch über die unzähligen mehr oder weniger sinnvollen bautechnischen Vorschriften geschimpft. Um die rund 3000 (so die offizielle Zahl von Seiten des Normungsinstituts vulgo "Austrian Standards Institute", ASI) für den Bau relevanten Normen auf Sinnhaftigkeit und Plausibilität zu überprüfen, riefen ASI und Bundesinnung Bau Anfang 2016 das "Dialogforum Bau" ins Leben.

In einer Abschlusskonferenz wurden kürzlich Ergebnisse des 15-monatigen Diskussionsprozesses, an dem sich laut Aussendung rund 400 Experten beteiligt hatten (entsandt u.a. von Gebietskörperschaften, Innungen, Industriebetrieben, Bauträgern, Infrastrukturunternehmen und Fachverbänden), präsentiert. Es kamen 53 konkrete Lösungsansätze heraus; einer davon ist, dass beim schwierigen Thema Brandschutz künftig ein neues Gremium die Koordination zwischen OIB-Richtlinien, Önormen und TRVB-Richtlinien ("Technische Richtlinien Vorbeugender Brandschutz") sicherstellen solle. Der Wunsch nach harmonisierten, klareren Bauregeln sei in Wirklichkeit aber "ein höchst politisches Anliegen", und Kernfragen könnten nur mit Einbeziehung der Gesetzgeber gelöst werden, so der Tenor.

Änderungsempfehlungen

Immerhin seien die 53 konkreten Änderungsempfehlungen für rein österreichische Bau-Standards (Önormen) bereits an die zuständigen Komitees im ASI weitergeleitet worden, berichtete ASI-Geschäftsführerin Elisabeth Stampfl-Blaha. Zudem werde derzeit die Geschäftsordnung von Austrian Standards in einem offenen Prozess überarbeitet, wobei Anregungen aus dem Dialogforum Bau umgesetzt werden. "So werden künftig z. B. Stellungnahmen, die zu Önorm-Entwürfen eingebracht werden, öffentlich einsehbar sein", erklärte Karl Grün, Director Development im ASI.

Die vielschichtigen Probleme mit nicht abgestimmten und sich überlagernden Regelungen ließen sich aber nur durch gemeinsames Vorgehen der Bundesgesetzgebung und der Landespolitik lösen, etwa in Form eines Unterausschusses im Nationalrat und durch eine Initiative der Konferenz der Landesbaureferenten, so das Resümee der Experten. (red, 18.5.2017)