Wien – ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz stehen einige fordernde Auftritte in den ORF-Gremien bevor. Dort herrscht derzeit reges Kommen und Gehen, und Wrabetz muss sich auf einige neue Player einstellen. Die Themen sind heikel: die Fernseh-Information und das Standort-Projekt. Aus Stiftungsrat und Publikumsrat sind dazu derzeit wenig freundliche Töne zu hören.

Neu im Stiftungsrat sitzen am 1. Juni der SPÖ-Vertreter Heinz Lederer und die Grüne Rätin Marie Ringler (die am Freitag vom Erweiterten Bundesvorstand der Partei bestellt werden soll). Offen ist noch die Nachfolge von Erich Fenninger, der seine Funktion am Donnerstag zurückgelegt hat. Zum letzten Mal dabei ist der niederösterreichische Vertreter Alberich Klinger.

Seine Nachfolge könnte Peter Kirchweger, Sprecher des früheren Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP), antreten, war zuletzt als Gerücht zu hören. Im Büro von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) wurde dies aber vehement bestritten. Wer für Niederösterreich Platz nimmt im Stiftungsrat, sei gerade in Klärung, hieß es auf APA-Anfrage.

Struktur auf "hold"

Die neue Struktur für die TV-Information steht derzeit auf "hold", dies wird von den Stiftungsräten als Faktum akzeptiert. Während der neue SPÖ-Freundeskreis-Leiter Heinz Lederer damit kein Problem hat, ist etwa der Kärntner Vertreter im Stiftungsrat, Siggi Neuschitzer, "mehr als empört": "Wrabetz hat sich vergangenes Jahr mit einer Strukturreform beworben", sagt er im APA-Gespräch. "Ich habe meine Wahl deshalb entschieden. Jetzt wird nichts mehr eingehalten."

Neuschitzer verlangt vom ORF-Chef, "auf den Tisch zu hauen": "Mir kommt schön langsam vor, dass einige Redakteure die Geschäftsführung am Küniglberg übernommen haben."

Im ORF selbst nimmt man Wörter wie Verschiebung oder gar Absage der Strukturreform noch nicht in den Mund. "Derzeit findet die Endabstimmung der Organisationsanweisung statt", hieß es zur APA. "Der Zeitplan für die Ausschreibung ist in Überlegung."

Vitouch vs. Wolf

Im Publikumsrat, der kommenden Dienstag tagt, könnten wiederum die jüngsten Debatten über die Interviewführung von Armin Wolf für Gesprächsstoff sorgen. Mitglied – und stellvertretender Vorsitzender – Peter Vitouch kritisierte Wolf am Mittwoch in den "Salzburger Nachrichten" und empfahl ihm gar ein "Interviewtraining". Wolf konterte: "Ich werde tatsächlich oft zu Interviewtrainings eingeladen – allerdings als Vortragender", wurde er in den SN zitiert. Ergebnis: Am Freitag ist auf Ö1 (um 13.00 Uhr in "punkt eins") eine Fortsetzung dieses Schlagabtauschs zu hören.

Was den Standort Küniglberg betrifft, sehen viele Räte Klärungsbedarf. Ist der "trimediale Newsroom" abgesagt? Was wird aus dem Funkhaus-Verkauf? Und wie teuer wird all das? Der Wiener Vertreter Norbert Kettner etwa, der zuletzt mehrmals harsche Kritik an dem Projekt übte, fragt sich, wie es mit dem Radiostandort in der Argentinierstraße weitergehen soll. "Ich halte nichts von einem Sandwichprojekt", in dem unterschiedliche Etagen verkauft, gemietet oder behalten würden. "Dann muss man sich fragen – außer Spesen nichts gewesen?" Wie Lederer will sich Kettner "unbedingt anschauen, welche Informationen uns der Finanzdirektor (Richard Grasl, Anm.) damals als Entscheidungsgrundlage gegeben hat."

Die Möglichkeit einer internen Sonderprüfung, die Kettner zuvor ventiliert hatte, will er genau prüfen. Es gelte noch zu klären, ob man dann nicht – zusätzlich zur laufenden Prüfung durch den Rechnungshof – "zehnfach moppeln" würde. Wichtig sei, die "Verunsicherung" der ORF-Mitarbeiter in Grenzen zu halten: "Die Kollegen müssen arbeiten, darum geht es." (APA, 18.5.2017)