Washington – Zwischen Wahlkampfberatern von US-Präsident Donald Trump und Personen mit Verbindungen zur russischen Führung hat Insidern zufolge ein engerer Austausch bestanden als bislang bekannt. Zwischen April und November 2016 habe es in mindestens 18 Fällen entsprechende Telefonate, E-Mails und Text-Botschaften gegeben, sagten ehemalige und gegenwärtige US-Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters. Die Kommunikationsvorgänge seien bislang nicht öffentlich gemacht worden. Sie seien Teil der Unterlagen, die derzeit von der Bundespolizei FBI und Ermittlern des Kongresses geprüft würden. Diese untersuchen Vorwürfe, wonach Russland sich in den Präsidentschaftswahlkampf zugunsten Trumps eingemischt hat und es Kontakte zwischen Russen und Trumps Beratern gegeben haben soll.

Die Regierungsvertreter, die Reuters die Informationen gaben, sagten, sie hätten in den bislang überprüften Kommunikationsvorgängen keine Hinweise für ein falsches Verhalten erkannt. Dennoch könnte sich mit dem Bekanntwerden der 18 Kontaktaufnahmen der Druck auf Trump und seine Berater weiter erhöhen, dem FBI und dem Kongress einen vollständigen Einblick in ihre Beziehungen zu Russen und anderen Vertretern mit Verbindungen zum Kreml zu gewähren. Am Mittwoch ernannte das Justizministerium mit Ex-FBI-Chef Robert Mueller zudem einen Sonderermittler. Trump und seine Berater haben wiederholt jegliche geheime Absprachen mit Russland dementiert.

Kanal zu Putin

Das US-Präsidialamt äußerte sich zu dem Reuters-Bericht zunächst nicht. Ein Vertreter des russischen Außenministeriums in Moskau lehnte eine Stellungnahme ab, ebenso wie der Anwalt von Trumps erstem Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn, der wegen falscher Angaben zu seinen Russland-Kontakten nach nicht einmal vier Wochen im Amt seinen Hut nehmen musste. Bei einem Drittel der jetzt gegenüber Reuters beschriebenen 18 Kontaktaufnahmen habe es sich um Telefonate zwischen Trump-Beratern und dem russischen US-Botschafter Sergej Kisljak gehandelt, darunter Flynn. Der Gesprächsaustausch zwischen den beiden habe nach Trumps Wahlsieg am 8. November zugenommen, sagten vier gegenwärtige US-Regierungsvertreter. Dabei sei es darum gegangen, einen Hinterzimmer-Kanal zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einzurichten, um die amerikanische Sicherheitsbürokratie zu umgehen. Nach Auffassung der beiden Politiker behindere diese die Verbesserung der Beziehungen.

Trumps Präsidialamt hatte im Januar zunächst dementiert, dass es Kontakte zu russischen Behördenvertretern während des Wahlkampfs gegeben habe. Später bestätigte es jedoch, dass in dieser Zeit vier Treffen zwischen Kisljak und Trump-Beratern stattgefunden hätten.

Insgesamt hätten die russischen Vertreter in den Konversationen während des Wahlkampfs eine pragmatische und geschäftsmäßige Herangehensweise verfolgt, sagten die Insider. Sie hätten gegenüber den Trump-Beratern betont, dass sie Vereinbarungen mit Schwerpunkt auf wirtschaftliche und andere Interessen treffen könnten. Strittige Themen ließen sie außenvor.

Mitarbeiter früherer Wahlkampagnen sagten, es sei durchaus üblich, dass man sich während eines Wahlkampfs mit ausländischen Behördenvertretern austausche. Die Vielzahl der Kontakte zwischen Trumps Beratern und Russen sowie anderen mit Verbindungen zum Kreml sei jedoch außergewöhnlich – zumal die USA Russland als "Widersacher oder feindliche Macht" ansähen, sagte der ehemalige Vize-Außenminister Richard Armitage.

Neben Kisljak wurde nach Angaben von drei Informanten auch Kontakt zu dem ukrainischen Oligarchen Viktor Medwedtschuk aufgenommen. Dabei sei es unter anderem um die amerikanisch-russische Zusammenarbeit gegangen. Medwedtschuk, dessen Tochter ein Patenkind Putins ist, erklärte in einer E-Mail an Reuters, er kenne keine engen Mitarbeiter Trumps. "Daher können solche Konversationen nicht stattgefunden haben." Die Identitäten der anderen Beteiligten in den 18 Kontaktaustäuschen blieben den Insidern zufolge geheim gehalten. Die Namen der Trump-Berater blieben in den Geheimdienstberichten bis auf Flynn verdeckt. (Reuters, 18.5.2017)