Wie im Himmel, so auf Erden. Die tschechische Gruppe Vosto5 hinterfragt nicht nur den irdischen Kolonialismus


Foto: Jan Hromadko

Wien/Prag – Darüber wird auffällig wenig geredet: Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und dem EU-Beitritt der östlichen Nachbarländer Österreichs sind die wechselseitigen Beziehungen in Sachen Kunst immer noch deutlich ausbaufähig.

Hier setzt das Wiener Brut-Theater am Samstag (20. 5.) ein Rufzeichen, lädt sein Publikum in einen Bus, und auf geht's nach Prag zum dortigen Partnertheater Archa Theatre (Divadlo Archa): Flanieren am Nachmittag und abends Besuch des Stücks Colonization – new origin der tschechischen Gruppe Vosto5.

Das Thema prickelt. Auf Basis tschechischer Science-Fiction-Comics stellt Vosto5 die Frage, woher unser Drang zur Kolonisierung kommen könnte. In Zeiten von einerseits anschwellender Propaganda für Investitionen in die Kolonisierung extraterrestrischer Himmelskörper und andererseits wachsenden Auseinandersetzungen mit dem irdischen Kolonialismus ein echter Treffer. Während die Festwochen gerade mit moralisierender Attitüde und reichlich popkulturellem Lockstoff die postkoloniale Dynamik eher clubbt als debattiert, geht es beim Brut-Theater um Grundsätzliches.

Erstens gibt bei dieser ironisch "Kaffeefahrt" genannten Expedition das Publikum ein "Gastspiel" und nicht wie üblich die Kunst. Zweitens kann andernorts viel besser darüber nachgedacht werden, wie sehr westliche Kunsttrends uns ästhetische und gesellschaftliche Normierungen aufdrängen, die aufgehoben werden sollten.

Und drittens drängt die These immer stärker, dass die primitive ökonomische "Globalisierung" den transkulturellen Austausch verfälscht und tendenziell eher verhindert als fördert. Anmeldung erforderlich, ein paar Restplätze gibt es noch! (Helmut Ploebst, 18.5.2017)