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Markus Gisdol versuchte sich vor dem entscheidenden Spiel gegen Wolfsburg abzulenken.

Foto: AP/Ina Fassbender

Wien – Mitte Mai, der HSV bangt um den Klassenerhalt, es droht die Relegation. Das war 2014 so, das war 2015 so, in der vergangenen Saison schien die Routine beendet. Die Hamburger durften einen relativ entspannten Wonnemonat genießen, am Ende stand Platz zehn. Mai 2017: Der HSV feiert ein Comeback auf dem Relegationsrang 16, die alten Sprüche werden hervorgekramt: Der HSV will die zusätzlichen Einnahmen aus dem Relegations-Heimspiel, der Dino stirbt aus, die seit fast 54 Jahren laufende Bundesliga-Uhr bleibt bald stehen.

Noch ist der HSV das einzige Gründungsmitglied der deutschen Bundesliga, das nie abgestiegen ist. Auch eine Relegation wäre nicht das Ende der Welt, zumal der dortige Gegner Eintracht Braunschweig erst vergangenes Wochenende ein 0:6 bei Abstiegskandidat Bielefeld kassierte.

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Foto: AP/Martin Meissner

Der HSV hat Playoff-Erfahrung, hat schon Greuther Fürth und den Karlsruher SC in Liga zwei gehalten. Und trotzdem: Vermeidung ist das oberste Ziel, Platz 15 noch möglich. Den belegt derzeit der VfL Wolfsburg, das direkte Duell am Samstag (15.30 Uhr) ist also ein klassisches Endspiel. Gewinnt der HSV, hält er die Klasse, bei einem Punktverlust muss er in die Relegation.

Ruhe in Rotenburg

Zur Vorbereitung ließen sich die Hamburger im niedersächsischen Rotenburg einkasernieren, Landluft und Ruhe sollen sie auf die Partie vorbereiten. Trainer Markus Gisdol suchte die Distanz: "Ich versuche etwas zu lesen, was nichts mit Fußball zu tun hat, oder einen Spaziergang zu machen, bei dem man nicht so viele Leute trifft." Negative Gedanken seien nur "Energiefresser".

Pierre-Michel Lasogga dürfte Gisdol dennoch Sorgen bereiten, der Stürmer ermöglichte das Entscheidungsspiel mit seinem Last-Minute-Treffer zum 1:1 auf Schalke erst. Wegen einer Adduktorenverletzung fehlt er am Samstag.

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Lasogga wird dem HSV gegen Wolfsburg nicht helfen können.
Foto: AP/Martin Meissner

Bei aller Ruhe, ein Endspiel bleibt ein Endspiel. "Es wird eine Nervenschlacht", sagte Wolfsburgs Mittelfeldmann Maximilian Arnold. HSV-Sportchef Jens Todt erwartete "das emotionalste von vielen emotionalen Spielen, das ist von der Dramaturgie her nur schwer zu toppen".

Legenden uneins

Die Prognosen der zu dieser Zeit stets gefragten HSV-Altmeister gehen auseinander. "Aus diesem glücklichen Moment, ein verloren geglaubtes Spiel noch auszugleichen, kann viel Kraft gezogen werden. Das wirkt sicher nach und spricht für den HSV", sagte Felix Magath, der die Hamburger 1983 zum Sieg im Europapokal der Landesmeister schoss.

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Felix Magath kennt auch den VfL Wolfsburg gut, trainierte er ihn 2009 doch zum Meistertitel.
Foto: AP/Sang Tan

Außerdem würde Wolfsburg den Abstiegskampf nicht kennen, sagte der VfL-Meistertrainer von 2009 weiter. Klublegende Uwe Seeler hat eine andere Sicht der Dinge. "Das wird haarig, Wolfsburg ist fast besser besetzt. Ich glaube nicht, dass der HSV im Vorteil ist", sagte der 80-Jährige.

Wolfsburg-Coach Andries Jonker wollte sich auf Prognosen nicht einlassen, betonte aber Leichtigkeit und Optimismus. "Das sind die Tage im Leben, die man nicht vergisst – besonders, wenn man erfolgreich ist." Er wolle auf Sieg spielen lassen, die Mannschaft fühle sich so am wohlsten. "Der Zusammenhalt ist so groß, dazu ist die Mannschaft gut genug, um es am Samstag zu schaffen." (sid, red, 18.5.2017)