Wien – Der Ex-ORF-Stiftungsrat Rudolf Ertl hat sein Mandat auf Geheiß von Medienminister Thomas Drozda (SPÖ) zurückgelegt. Das schreibt er seinen ehemaligen Co-Räten in einem der APA vorliegenden Brief. Er sei von Drozdas Kabinett telefonisch entsprechend instruiert worden. Drozdas Büro bestätigt das – der Minister habe Ertl aber gebeten, sich auf seine Funktion im KHM-Kuratorium zu konzentrieren.

"Es kam dann doch plötzlich", so Ertl wörtlich: "Seit Dezember letzten Jahres wusste ich, dass ich aus dem Stiftungsrat des ORF ausscheiden werde. Dann kam letzte Woche das Telefonat aus dem Kabinett des Ministers, dass es nun so weit sei." Er sei "gerne in dem Gremium gewesen" und überzeugt, "dass wir alle gemeinsam schwierige Zeiten meistern konnten und zum Wohlergehen des ORF beitragen konnten", schreibt er noch. "Ein wenig kommen dann doch Gefühle auf."

Abberufung rechtlich kaum möglich

Drozdas Sprecher begründete die Vorgehensweise auf APA-Anfrage mit Ertls Funktion als Kuratoriumsvorsitzender des Kunsthistorischen Museums. Der Minister habe Ertl schon Ende Dezember "vor dem Hintergrund der bevorstehenden Neustrukturierung der Museumslandschaft" ersucht, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren. "Als mit Heinz Lederer ein Nachfolger für Ertls Sitz im ORF-Stiftungsrat gefunden war, wurde Ertl informiert."

Ertl war einer von neun Mitgliedern des Stiftungsrats, die gemäß ORF-Gesetz von der Bundesregierung (per Ministerratsbeschluss) entsendet werden, er saß innerhalb dieser Gruppe auf einem SPÖ-Ticket. Offiziell abberufen werden können die Stiftungsräte der Bundesregierung nur, "wenn der Bundespräsident eine neue Bundesregierung bestellt hat", heißt es im Paragraf 20 des Gesetzes. (APA, 19.5.2017)