Mehr digitale Lehre: Das wünschen sich Studierende von ihren Hochschulen. Vorreiter sind die Universität Graz und die Technische Uni Graz – sie offerieren bereits ganze Kurse im Netz.

Foto: Julian Stratenschulte

Geht es um Anforderungen an die Hochschulen, kommen meist Bildungsexperten zu Wort. Doch welche Erwartungen, welche Wünsche haben eigentlich die Studierenden an die Universität der Zukunft? Was muss ein Studium bieten, um sie bestmöglich auf die Anforderungen der digitalisierten Berufswelt vorzubereiten?

Damit beschäftigte sich nun erstmals die Studie "Create your UNIverse", initiiert vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung und der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft. Winnovation, ein Beratungsunternehmen im Bereich Open Innovation, befragte dafür auf den Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram Studierende: Was erwarten sie sich vom Arbeitsmarkt? Und ist ihre Ausbildung geeignet, sie darauf vorzubereiten? Rund 100.000 reagierten – 2000 davon mit schriftlichen Beiträgen, der längste soll eine A4-Seite lang gewesen sein.

Online zum Lernen

Hochschulen, so das Ergebnis der Studie, müssten sich weiterentwickeln, vor allem was Digitalisierung angeht. Die Befragten sind der Meinung, dass das Thema in ihren künftigen Jobs relevant sein wird, und wollen darauf vorbereitet werden. Deutlich wird der Wunsch nach einer sinnvollen Kombination von analog und digital: Der Campus als physischer Ort wird offenbar weiterhin wertgeschätzt – zusätzlich sollte eine Uni jedoch digitale Medien etwa zum Streamen von Lehrveranstaltungen und zum individualisierten Lernen offerieren.

Außerdem gewünscht: ein stärkerer Fokus auf soziales Lernen. Lehrende sollen sich intensiver mit Studierenden austauschen, Studierende öfter untereinander, finden die Befragten.

Die Ergebnisse der Studie deuten auch darauf hin, dass sich Junge mehr Unterstützung von der Hochschule bei ihrer persönlichen Entwicklung erwarten. Sie seien sich der zunehmenden Bedeutung sogenannter Soft Skills bewusst, mutmaßen die Studienautoren. Ebenfalls auf dem Wunschzettel steht mehr Raum für Kreativität und Innovation.

Handlungsempfehlungen

Aus der Befragung leiten die Studienautoren Handlungsempfehlungen ab. Zunächst, führen sie aus, sollte das Potenzial der Digitalisierung für die strategische Ausrichtung der Hochschulen besser genutzt werden. Außerdem müsse sich die Rolle von Lehrenden weiterentwickeln – und zwar vom reinen Wissensvermittler zum Lerncoach und Mentor.

Möglichkeiten für lebenslanges Lernen gelte es auszubauen und zugänglicher zu machen. "Junge Menschen wissen, dass sie im Laufe ihrer Karriere mehrmals den Beruf und die Branche wechseln werden, und sie wollen Inhalte, die sie direkt umsetzen können", sagt dazu Ludovit Garzik, der Geschäftsführer des Forschungsrats.

Darüber hinaus brauche es offene Experimentierräume, ähnlich Co-Working-Spaces, "die einen Austausch über einen Kaffeehauseffekt ermöglichen". Studierende wünschten sich die Gelegenheit, "neu denken" zu können. Schließlich müssten Unis auch stärker international zusammenarbeiten, etwa mehr Angebote für einen Studienaustausch schaffen. "Mit dem Radius werden auch die Ansprüche größer", sagt Garzik. (Lisa Breit, 19.5.2017)