Bei jedem Machtwechsel gibt es Gewinner und Verlierer. Das gilt auch für die publizistischen Schwerarbeiter, deren Job es ist, Machthaber, Machthaberer und Machthabererinnen auf die Schaufel zu nehmen. Als ihnen Bruno Kreisky oder Alfred Gusenbauer verlorengingen, da weinten alle österreichischen Karikaturisten bittere Tränen.

Dafür haben all jene, die gerne mit Instrumenten wie dem verbalen Humorhammer oder dem Humorskalpell operieren, momentan Aufwind wie selten. Selten nämlich wurde ein ÖVP-Bundesparteiobmann abgelöst, dessen Name sich weniger für Wortspiele geeignet hätte als Reinhold Mitterlehner. Bitterlehner, Ritterlehner, Twitterlehner, Zitterlehner? Solche Scherze hätte sich kein Mensch geleistet.

Und selten folgte einem Bundesparteiobmann der Volkspar-tei ein anderer Bundesparteiobmann der Volkspartei nach, dessen Nachname eine wohlfeilere Scherzvorgabe geboten hätte denn jener des Sebastian Kurz. Selbstverständlich wurde die sich anbietende Kalauerbreite schon bis dato weidlich genutzt.

Das Anbot an Kurz-Witzen dürfte jedoch angesichts der konstant zunehmenden Basti-Bedeutung abermals anschwellen, zumal es sich auf einen enormen Fundus an Kurz-Redewendungen stützen kann: kurz und gut, über kurz oder lang, in der Kürze liegt die Würze, kurzer Prozess, fasse dich kurz, einen Kopf kürzer machen und so fort.

Damit nicht genug! Auch die Sozialdemokraten offerieren nach dem nicht nur namensmäßig farblosen Werner Faymann, der sich allenfalls für magere Scherzangebote wie Peymann, Zweimann oder Dreimann eignete, mit Christian Kern eine unwiderstehliche Alternative. So unwiderstehlich, dass Profil bereits vor einem Jahr flehte, man möge die Österreicher mit Kern-Witzen verschonen. Dies natürlich umsonst. Denn wer ließe sich schon Witze mit kernig, Kernöl, Kernschmelze, Kernspaltung, Pudels Kern, Kernbuam und Kernseife entgehen?

"Kurz" und "Kern": Da dürfen wir uns im bevorstehenden Wahlkampf noch auf mehr als einen kranken Kalauer gefasst machen. Schlimmer könnte es eigentlich nur werden, wenn Christian Kern nicht Christian Kern hieße, sondern Christian Ei, und Sebastian Kurz nicht Sebastian Kurz, sondern Sebastian Sack. Was da an üblen Witzen über uns käme: Es wäre kaum auszudenken. (Christoph Winder, Album, 19.5.2017)