Peking/Seoul – In den Spannungen um Nordkorea ist es zu einem Luftzwischenfall zwischen China und den USA über dem Ostchinesischen Meer gekommen. Außerdem haben die USA nach Medienberichten einen zweiten Flugzeugträger zu Patrouillenfahrten in die Gewässer nahe der koreanischen Halbinsel geschickt.

Die "USS Ronald Reagan" werde sich voraussichtlich gemeinsam mit der "USS Carl Vinson" an Übungen im Westpazifik beteiligen, berichteten am Freitag der US-Sender CNN und die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.

Bei dem Vorfall im internationalen Luftraum am Mittwoch hatten zwei chinesische Kampfjets nach US-Angaben auf "unprofessionelle Weise" ein US-Aufklärungsflugzeug abgefangen. Das US-Flugzeug vom Typ WC-135 Constant Phoenix dient dazu, radioaktive Spuren zu sammeln. Es dürfte wegen der Drohungen Nordkoreas mit einem Atomtest im Einsatz gewesen sein. Das US-Pazifikkommando sprach von einem "Routineflug".

Sehr nahe

US-Beamte berichteten dem US-Sender CNN, die Jets russischer Bauart vom Typ Sukhoi Su-30 seien bis auf 45 Meter an das US-Flugzeug herangekommen. Eines sei sogar über Kopf direkt über der US-Maschine geflogen.

Das chinesische Außenministerium kritisierte, dass amerikanische Schiffe und Flugzeuge schon länger nahe an der chinesischen Grenze unterwegs seien. "Das kann leicht Missverständnisse und Fehlentscheidungen verursachen", sagte die Sprecherin Hua Chunying. Zu dem konkreten Vorfall wollte sie sich nicht äußern. Er werde noch untersucht.

Nach neuen Raketentests durch Nordkorea hatten die USA als Demonstration der Stärke Ende April zum zweiten Mal in diesem Jahr die "Carl Vinsson" in die Region entsandt.

Nach Angaben der US-Marine führen Flugzeugträger seit Jahren Doppeleinsätze im westlichen Pazifik – einschließlich des Südchinesischen und Ostchinesischen Meeres sowie der Philippinensee – durch. Auf längere Sicht soll die "Ronald Reagan", deren Heimathafen Yokosuka in Japan ist, die "Carl Vinson" in der Region ablösen, berichtete CNN unter Berufung auf Beamte des US-Verteidigungsministerium.

Mittelstreckenrakete getestet

Nordkorea hatte am vergangenen Sonntag erneut eine Mittelstreckenrakete getestet und damit wieder einmal gegen UNO-Resolutionen verstoßen. Nach Einschätzung von US-Experten zeigte der Test, dass Nordkorea Fortschritte bei der Entwicklung einer Interkontinentalrakete macht. Nordkorea strebt den Bau solcher Raketen an, die auch das Festland der USA treffen könnten. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte den Test scharf.

China will unterdessen das Verhältnis zu Südkorea verbessern. Die Beziehungen sollten "zurück in normale Bahnen" gelenkt werden, sagte Staatschef Xi Jinping am Freitag beim Empfang des südkoreanischen Gesandten Lee Hae-chan in Peking. Der Besuch Lees zeige, dass der neue südkoreanische Präsident Moon Jae-in "unseren Beziehungen große Bedeutung beimisst", sagte Xi.

Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hatten sich zuletzt durch den Ausbau eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea verschlechtert. Peking sieht das gegen Nordkorea gerichtete Abwehrsystem als Bedrohung an. Moon und Xi hatten vergangene Woche telefoniert und sich nach südkoreanischen Angaben für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel ausgesprochen. China hat sich zuletzt vom langjährigen Verbündeten Nordkorea distanziert. (APA, 19.5.2017)