Jerusalem – Kurz vor dem 50. Jahrestag des Sechstagekriegs hat Israel tausende bisher unter Verschluss gehaltener Dokumente zu dem Konflikt freigegeben. Das Staatsarchiv veröffentlichte nach Angaben der Regierung am Donnerstag 150.000 Seiten mit Protokollen von damaligen Sitzungen des Sicherheitskabinetts und anderer Ministertreffen.

Von den Dokumenten erhoffen sich Wissenschafter neue Einblicke in die Entscheidungsprozesse, die zur israelischen Besetzung des Westjordanlands und anderer Gebiete führten.

Vor einem halben Jahrhundert

Der Sechstagekrieg dauerte vom 5. bis zum 10. Juni 1967. Am Ende des kurzen Konflikts mit Ägypten, Jordanien und Syrien hielt die israelische Armee Ostjerusalem, das Westjordanland, den Gazastreifen, Teile der Golanhöhen sowie die Sinai-Halbinsel besetzt.

Den Sinai gab Israel später an Ägypten zurück, während es die Golangebiete und den Osten Jerusalems in sein Staatsgebiet eingliederte. Das wurde international nie anerkannt. Das Westjordanland hält Israel bis heute besetzt, den Gazastreifen belegt es mit einer Blockade.

Erste Einblicke

Als einschneidendes Ereignis in der neueren Nahost-Geschichte ist der Krieg seit längerem Gegenstand intensiver historischer Forschungen. Die jetzt freigegebenen Dokumente könnten zu neuen Erkenntnissen führen: "Zum ersten Mal seit 50 Jahren wird es möglich sein, den Entwicklungen innerhalb der Regierung rund um den Sechstagekrieg genau zu folgen", erklärte Chefarchivar Yaakov Lasovik.

Die Tageszeitung "Haaretz" veröffentlichte bereits Auszüge aus den Dokumenten, denen zufolge der damalige Außenminister Abba Eban intern vor einer dauerhaften Besetzung der eroberten Gebiete warnte. Diese seien ein potenzielles "Pulverfass", sagte Eban damals. (APA, 19. 5. 2017)