Washington – Ein führender US-Währungshüter hat vor einer zu forschen Gangart bei Zinserhöhungen gewarnt. Angesichts der zuletzt eher durchwachsenen Wirtschaftsdaten seien die noch angepeilten zwei Zinsschritte in diesem Jahr möglicherweise "allzu aggressiv", sagte der Chef des Notenbankablegers St. Louis, James Bullard, am Freitag.

Die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins im März auf die bis jetzt gültige Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent angehoben und will 2017 noch zwei Mal nachlegen. Experten rechnen für Juni mit dem nächsten Schritt nach oben.

Bullard sagte, er sei nicht prinzipiell gegen eine Erhöhung im Juni. Doch halte er nichts davon, dass die Zinsen danach stetig weiter steigen sollten. Zugleich sprach er die jüngsten Turbulenzen um US-Präsident Donald Trump an, die seiner Meinung nach wahrscheinlich noch nicht vorüber sind. Doch die Märkte könnten lernen, damit umzugehen. Enthüllungen in der Russland-Affäre Trumps haben viele Anleger an der Wall Street verschreckt. Bei ihnen wuchsen Zweifel, ob der in Bedrängnis geratene Republikaner seine Steuersenkungs- und Investitionspläne durchsetzen kann.

In den USA herrscht praktisch Vollbeschäftigung – das erklärte Ziel der Fed. Doch ist die Notenbank bei der angestrebten Inflationsrate noch nicht so weit. Die Währungshüter achten besonders auf Preisveränderungen bei persönlichen Ausgaben der Verbraucher (PCE): Dabei werden Energie- und Nahrungsmittelkosten ausgeklammert. Dieser Wert lag zuletzt mit 1,6 Prozent noch deutlich unter der Fed-Zielmarke von zwei Prozent. (APA/Reuters, 19.5.2017)