Politiker, die für eine Rückkehr zum Protektionismus kämpfen, geben ein simples Versprechen. Sie behaupten, dass ihre Heimatländer Opfer einer jahrzehntelangen unvorteilhaften Wirtschaftspolitik waren. US-Präsident Donald Trump versprach seinen Wählern deshalb, dafür zu sorgen, dass die US-Industrie nicht länger nach Mexiko abwandert. In Großbritannien hat die Pro-Brexit-Fraktion mit großen Verheißungen von mehr Jobs und mehr Geld das Referendum 2016 gewonnen.

Nun aber naht die Stunde der Wahrheit. In Europa sollen bald die Brexit-Verhandlungen beginnen, die USA wollen ab August das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta nachverhandeln. Die Protektionisten werden rasch feststellen, dass ihre Versprechen nicht ohne Kosten durchsetzbar sind. Mexikaner und Kanadier werden US-Unternehmen aus ihren Märkten aussperren, sollten die USA Zölle wiedereinführen. Die Briten werden merken, dass der Zugang zum EU-Markt nicht gratis zu haben ist.

Die entscheidende Frage in diesem Moment wird sein, ob die hohen Erwartungshaltungen bei der Bevölkerung, die mit nationalistischer Rhetorik geweckt worden sind, noch eingedämmt werden können. Was werden die Wähler Trumps und die Brexit-Anhänger sagen, wenn sie begreifen, dass die großen Erzählungen von Jobs und Wachstum falsch waren? Der Geist des Nationalismus ist schwer wieder in die Flasche zu pressen. Das lehrt die Geschichte. (András Szigetvari, 19.5.2017)