Quito – Ecuadors linker Staatschef Rafael Correa macht Schweden für fünf verlorene Jahre im Leben des in der Botschaft in London festsitzenden Wikileaks-Gründers Julian Assange verantwortlich. In einer Fernsehansprache am Samstag (Ortszeit) begrüßte Correa die Entscheidung der schwedischen Justiz, die Ermittlungen gegen Assange wegen Vergewaltigung einzustellen.

Assange sei Opfer einer "schrecklichen Ungerechtigkeit", doch sei sein Kampf noch lange nicht vorbei. Der 45-jährige Gründer der Internet-Enthüllungsplattform lebt seit 2012 in der Botschaft in London, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Hinter den Bemühungen der schwedischen Justiz vermutete Assange den Versuch, ihn an die USA auszuliefern. Die USA machen ihn dafür verantwortlich, dass über seine Plattform brisante US-Dokumente aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak veröffentlicht wurden.

"Ecuador hat seine Pflicht getan und ihm Asyl gewährt", sagte Correa zu Assanges Aufenthalt in der Botschaft in London. Die Regierung bietet ihm eine Fortsetzung des Asyls in dem Land am Äquator an und fordert freies Geleit von Großbritannien, wenn er die Botschaft verlässt. Setzt er einen Fuß vor die Botschaft, will ihn die Londoner Polizei aber festnehmen – Assange wird mit seiner Flucht in die Botschaft ein Verstoß gegen ihm auferlegte Auflagen vorgeworfen.

Am kommenden Mittwoch übernimmt Correas Parteifreund Lenin Moreno das Präsidentenamt – er hält an dem Assange gewährten Asyl fest. Assange fand in der Botschaft Zuflucht, da er Correa persönlich kannte. Das Asyl für Assange unterstreiche eine Politik der "Verteidigung von Menschenrechten, besonders bei Personen, die Opfer politischer Verfolgung sind", betont das Außenministerium in Quito. (APA/dpa, 21.5.2017)