T. C. Boyle twittert gern Banales.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

T.C. Boyle sieht für sich Twittern als Marotte. Er setzt fast jeden Morgen Tweets aus seinem Alltag ab, meist fotografiert er die Straße vor seinem Haus in Montecito bei Santa Barbara nahe Los Angeles. Er sehe das als "fortlaufendes Kunstprojekt mit dem Titel 'Am Leben sein'", erläuterte der Schriftsteller ("Wassermusik", "América", "Dr. Sex") in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Alltag

"Es ist ein Social-Media-Projekt gegen die sozialen Medien", sagt der amerikanische Autor. "Oder noch einfacher: eine Marotte von mir. Ich bilde hier ab, dass das Leben eines Künstlers genauso gewöhnlich – und geheimnisvoll – ist wie das von jedem anderen Menschen. Ich arbeite heraus, aus welcher Routine unser Leben gemacht ist, von Augenblick zu Augenblick." Deshalb zeige er die Straße vor seinem Haus oder den Hund, der ihn geweckt habe oder die Zeitung, die festhalte, "welche Ereignisse uns durch unseren Alltag schleudern".

Und wenn er unterwegs sei, in seiner Berghütte, oder auf Lesereise in Paris, Deutschland oder der Schweiz, bilde er dieselben Dinge ab, nur eben von dort: "Wie gesagt, weil ich am Leben bin. Und das Leben von unendlicher und minutiöser Schönheit." Seine Fotos seien nicht groß geplant oder inszeniert. Das würde die "Spontaneität und den Charme unterminieren", den das Ganze hoffentlich habe, meinte Boyle.

"Übrigens, bis ich auf das Geheiß meines Verlegers mit dem Twittern angefangen habe, vor zwei Jahren, hatte ich nie Fotos gemacht", sagte Boyle. "Ich habe das Gefühl, dass mir das Twitterformat hilft, meine visuellen Fähigkeiten zu schärfen – und damit auch meinen Sinn für das Schöne und den Verfall um uns herum. Ich mache ein Foto, beschrifte es – fertig ist der Witz." (APA, 21.5.2017)