Die Erfindung von 35-Millimeter-Kompaktkameras in den 1920er-Jahren hat Journalisten ihre Arbeit enorm vereinfacht. Statt klobige Aufnahmegeräte schleppen zu müssen, konnte man nun schneller reagieren und Fotos vom jeweiligen Ort des Geschehens liefern – am besten noch rechtzeitig für die Abendausgabe der eigenen Zeitung.

Der komfortablere Formfaktor brachte allerdings auch Nachteile. Die Fotografen mussten die Distanz zum abgelichteten Objekt richtig einschätzen, um scharfe Aufnahmen erstellen zu können. Ein Problem, das die Hersteller mit der Adaptierung einer Militärtechnologie lösten – die nun ihr Comeback feiert, wie "Wired" berichtet.

Triangulation

Rangefinder nennt sich das Prinzip, und es setzt auf optische Triangulation. Es wirft eine Abbildung des durch das Objektiv gerade eingefangenen Areals auf den Sucher. Bringt der Nutzer der Kamera dieses durch Verwendung des Fokussierungsrings am Objektiv in Einklang mit seinem eigenen Sichtfeld im Sucher, kann er sicherstellen, dass die Szene gut fokussiert ist.

Das System, das zuerst von Leica aufgegriffen wurde, erfreute sich schnell großer Beliebtheit. Andere Hersteller benötigten nicht lange, um es nachzubauen oder sogar zu verbessern.

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"Erweiterung des eigenen Auges"

Auf neuen Kompaktkameras wie der Fuji X100F, die auch äußerlich Anleihe am Design klassischer Vorgänger nehmen, ist der Rangefinder nun in elektronischer Form wieder zurück. Er ergänzt dabei automatische Systeme wie Autofokus mit Lasermessung oder Phase Detection, was insbesondere Fotografen erfreuen dürfte, die hauptsächlich den Sucher anstelle des Kameradisplays verwenden.

Das Prinzip ist schon damals von bekannten Zeitungskorrespondenten in höchsten Tönen gelobt worden. "Wired" zitiert hier etwa Henri Cartier-Bresson. Der 2004 verstorbene Fotograf und Regisseur dokumentierte einst per Kamera die Befreiung von Paris von den Nazitruppen und bezeichnete den Rangefinder als "Erweiterung des eigenen Auges". (red, 22.5.2017)