Wien – Die grünen Doppelkandidaturen bei der Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) haben insgesamt zu weniger Mandaten für grüne Listen geführt. Das zeigt eine Auswertung der Ergebnisse an jenen Hochschulen, an denen die Grünen und Alternativen StudentInnen (Gras) und deren Abspaltung, die Grünen Studierenden, kandidiert haben.

Die Grünen Studierenden haben sich im Herbst 2016 formiert. Sie kritisieren vor allem das Konsensprinzip, das innerhalb der Gras gilt. Nach massiven parteiinternen Konflikten, die in letzter Konsequenz zum Parteiausschluss der Jungen Grünen geführt haben, haben die Grünen Studierenden darauf verzichtet, bundesweit zu kandidieren. Sehr wohl angetreten sind sie aber an neun Hochschulstandorten.

Kein Mandat an Uni Linz

Das führte zu Doppelkandidaturen an vier Universitäten, an denen die Gras bereits 2015 angetreten war. Betroffen waren die Universitäten Linz und Graz, die Medizinische Universität Graz und die Kunstuniversität Graz. An allen vier Universitäten kam es zu Mandatsverlusten für grüne Listen, insgesamt erreichten beide Listen zusammen sechs Mandate weniger als die Gras mit alleiniger Kandidatur im Jahr 2015. Besonders schmerzhaft: An der Universität Linz hat die Gras ihr einziges Mandat verloren, die Grünen Studierenden verpassten ebenfalls den Einzug in die Hochschulvertretung, wodurch keine grüne Liste mehr vertreten ist.

Die größten Verluste verbuchte die Gras an der Universität Graz, die meisten der dortigen Mandatare sind jetzt Mitglieder der Grünen Studierenden. Das Ergebnis: Die Gras stürzte von 28,2 Prozent auf 9,6 Prozent, die Grünen Studierenden erreichten 9,4 Prozent. Glücklicher Dritter war hier der Verband Sozialistischer StudentInnen (VSStÖ), der um sechs Prozentpunkte zulegte. Hier setzt sich übrigens der Trend der Bundesvertretungswahlen fort, wo ebenfalls der VSStÖ vier Mandate gewonnen hat, während die Gras drei verlor.

Eine weitere Doppelkandidatur gab es an der FH Joanneum, wo auch die Gras das erste Mal kandidierte und aus dem Stand 16,2 Prozent und ein Mandat schaffte. Die Grünen Studierenden kamen auf 6,1 Prozent und verpassten damit den Einzug in die Hochschulvertretung.

Die Grünen Studierenden kandidierten als einzige grüne Liste außerdem an der FH Oberösterreich (zwei Mandate), der FH St. Pölten (ein Mandat), an der der FH Technikum Wien (ein Mandat) sowie der Musikuniversität Wien (zwei Mandate).

Weniger Budget und Infrastruktur

Johannes Steiner, Sprecher der Grünen Studierenden, kann den Ergebnissen der ÖH-Wahlen deshalb auch etwas Positives abgewinnen. "Wir sind jetzt breiter aufgestellt und auch in Niederösterreich und Wien vertreten", sagte er zum STANDARD. Zuvor waren die Mandatare in Oberösterreich und der Steiermark übergelaufen. Man habe immer eine gemeinsame Kandidatur mit der Gras angestrebt, dies sei aber nicht gelungen. Dass nun die Grünen Studierenden außer in Linz durchwegs weniger Stimmen als die Gras bekommen haben, liege auch am geringeren Wahlkampfbudget und fehlender Infrastruktur. Zudem hätten die Grünen Studierenden auf eine bundesweite Kandidatur verzichtet, wodurch die Bekanntheit der Liste gelitten habe. (Lisa Kogelnik, 22.5.2017)