Bild nicht mehr verfügbar.

Viele Mitarbeiterinnen des Sendes Zan TV kämpfen damit, dass ihre Familien ihre Arbeit missbilligen.

Foto: Reuters/MOHAMMAD ISMAIL

Seit Sonntag gibt es in Afghanistan einen Sender für Frauen, von Frauen präsentiert und von Frauen produziert. In einem Land, in dem noch enorm viel für die Rechte von Frauen getan werden muss, ist die Premiere von Zan TV ("Women's TV") außergewöhnlich. Wie in vielen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in Afghanistan, sind auch in der Medienbranche vorwiegend Männer beschäftigt.

"Ich bin sehr glücklich, dass dieser Sender geschaffen wurde, denn es gibt Frauen in unserer Gesellschaft, die ihre Rechte nicht kennen", sagt Khatira Ahamdi, die beim Sender als Regisseurin beschäftigt ist. "Dieser Sender repräsentiert Frauen, wir werden die Stimme von Frauen hörbarer machen und damit ihre Rechte verteidigen können."

Pressefreiheit und Frauenrechte

Gegründet wurde Zan TV von dem Medienunternehmer Hamid Samar. Er ist überzeugt, dass es ein großes potenzielles Publikum in großen Städten wie Kabul gibt, das sich für Nachrichten und Diskussionen interessiert, die die Erfahrungen von Frauen reflektieren. In Afghanistan wurde bereits viel über Pressefreiheit und Frauenrechte gesprochen, sagt er. Dennoch gebe es noch kein spezielles Angebot für Frauen, so Samar. Er hatte die Idee zu dem Sender, als er einen/eine ModeratorIn in der konservativen Provinz Nangarhar suchte und 80 Bewerbungen von Frauen erhielt.

Das Studio des Senders befindet sich in Kabul. Vor allem Studentinnen arbeiten für Zan TV. Hinter den Kulissen des Senders arbeiten in den Bereichen Technik, Grafik oder Kamera auch Männer mit. Das Themenspektrum von Zan TV ist breit angelegt und soll von Politik, Wirtschaft, Religion, Unterhaltung bis zu Gesundheits- oder auch Erziehungsfragen reichen.

Reuters

Viele Mitarbeiterinnen des Sendes kämpfen damit, dass ihre Familien ihre Arbeit bei dem Sender missbilligen. So auch Khatira Ahamdi: "Ich habe auch Drohungen bekommen, seit ich in der Medienbranche arbeite. Und meine Onkel und Cousins sagen, eine Frau soll nicht beim Fernsehen arbeiten. Doch ich höre nicht auf sie", sagt Ahamdi.

Frauenrechte, Bildung und Pressefreiheit werden sowohl von der Regierung als auch von NGOs immer wieder als die wichtigsten Errungenschaften des Landes seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 genannt. Frauen durften etwa nur in einer Burka das Haus verlassen, und Mädchen war es verboten, Schulen zu besuchen. Doch auch heute noch sind Berichte über Gewalt gegen Frauen in Afghanistan Alltag. (red, Reuters, 23.5.2017)