In der Smartphone-freien Welt von Nimmerland geht's mit Käpt'n Hook (Frank Engelhardt) und Peter Pan (Jakob Elsenwenger) rund.


Foto: Rita Newman

Wien – Dieses Krähen ist kein Weckruf. Mit dem "Kikeriki" erscheint Peter Pan, der Junge, der niemals erwachsen werden wird, und verführt die Kinder der Darling-Familie nach Nimmerland. Und das seit 1904, als James Matthew Barries Stück in London seine Uraufführung erfuhr. Das Theater der Jugend holt es nun in einer von Clemens Pötsch modernisierten Fassung auf die Bühne. Das Kikeriki ist nicht nur der Erkennungsruf Pans, es ist auch der Handy-Klingelton des Vaters von Wendy (Lisa-Caroline Nemec) und Michael (Kristóf Gellén). Das Krähen entfernt Kinder und Vater voneinander, die Geschwister in eine Traum-, Mr. Darling (Frank Engelhardt) in die Arbeitswelt. Peter Pan ist also im Social-Media-Zeitalter angekommen.

Anstelle eines Kindermädchens kümmert sich Siri als digitale Nanny um den Nachwuchs, auch das Taschengeld kommt via Onlinebanking. Die Welt von Peter Pan (Jakob Elsenwenger) und den verlorenen Jungen (Jan Walter, Markus Feustel, Luka Dimic und Christina Kiesler) ist da als Gegenentwurf zur technologisierten Realität konzipiert. Die Naturgeister mit Dreadlocks setzen auf Vorstellungskraft und verspeisen "Hotspots" lieber zu Mittag. Auch die Elfe Tinkerbell (Katharina Halus) ähnelt eher einem Kobold als einer zarten Fee. Sie wird, so wie alle "Verführungen" in dieser Inszenierung von Michael Schachermaier, als Puppe dargestellt (Kostüme und Puppenbau: Julia Elisabeth Beyer).

So werden schwimmende Nixen und das Fliegen möglich. Neben der liebevollen Ausstattung überzeugt auch die Bühnenidee: Das Kinderzimmer bleibt die ganze Zeit über erkennbar. Darum kommen auch – anstelle von Monstern – Käpt'n Hook (ebenfalls Engelhardt) und sein Gefolge (als Smee: Uwe Achilles) aus dem Wandschrank. Veraltete Rollenklischees bleiben aber bestehen: Jungs sind dümmer als Mädchen, Frauen werden ungefragt zu Müttern und Hausfrauen, Wendy trägt rosa, Michael blau. Am Ende bleibt die Botschaft, dass es großartig ist, erwachsen zu werden. Und dass eine Familie Verantwortung füreinander trägt. Darum schaltet Mr. Darling sein Telefon in den Flugmodus. (Katharina Stöger, 22.5.2017)