Die Nachricht des Tages, die am Montag in Lissabon schnell die Runde machte, war eine gute: Brüssel stellt nach acht Jahren das Defizitverfahren gegen Portugal wie im Übrigen auch gegen Kroatien ein.

Die zahllosen Baukräne, die über die Dächer Lissabons hinausragen, sind nur eine Facette der wirtschaftlichen Kehrtwende, die Portugal unter der Linksregierung gelungen ist. Mitverantwortlich für die wirtschaftliche Gesundung des einstigen Problemlandes in Europa sind ein Tourismusboom, steigende Auslandsinvestments und der brummende Exportmotor.

Dabei räumte dem sozialistischen Premier António Costa, der auf die Unterstützung von Kommunisten und Linksblock – Portugals radikalerem Pendant zu Spaniens Podemos – angewiesen ist, noch vor eineinhalb Jahren kaum jemand eine politische Überlebenschance ein. Aber die Zweckehe der Linken hält. Mehr als 42 Prozent würden Costa laut Umfragen wieder wählen.

Anhebung des Mindestlohns

Zu ersten populären Maßnahmen zählten jene gegen die Energiearmut sowie die Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns (derzeit weniger als 650 Euro pro Monat) um 25 Prozent binnen vier Jahren. Dazu kam die Senkung der Mehrwertsteuer für Hotellerie und Gastronomie von 23 auf 13 Prozent sowie die Rückabwicklung der Privatisierung der Fluglinie TAP Portugal, die nun schwarze Zahlen schreibt.

Optimismus macht sich im ganzen Land breit, das 2011 mit einer Finanzhilfe von 78 Milliarden Euro vor dem Kollaps bewahrt wurde. Die Arbeitslosigkeit markierte im März mit 9,8 Prozent ihren tiefsten Stand seit sieben Jahren. Das Konsumentenvertrauen steigt, die Kreditklemme lockert sich. Das BIP-Wachstum war im Erstquartal 2017 mit 2,8 Prozent so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. (Jan Marot aus Lissabon, 23.5.2017)