Links im Infrarotlicht, rechts im UV-Licht: Der verhaltensauffällige Stern KIC 846852.

Foto: Nasa

State College – Was auch immer es ist, es passiert gerade wieder: Forscher beobachten aktuell erneut rätselhafte Helligkeitsschwankungen des Sterns KIC 846852. "Es ist das erste Mal, dass wir dieses Phänomen quasi in Echtzeit mitverfolgen können", sagte Jason Wright von der Pennsylvania State University in State College.

Das etwa 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernte Objekt, auch bekannt unter dem Spitznamen Tabbys Stern (nach Tabetha Boyajian von der Yale University, Hauptautorin der ersten Studie zu dem Phänomen), stellt Astronomen seit Jahren vor ein Mysterium. Es handelt sich dabei um einen Hauptreihenstern der Spektralklasse F mit etwa eineinhalb Sonnenmassen. Doch anstatt einfach vor sich hinzustrahlen, verdunkelt sich der Stern immer wieder für kurze Zeit – um bis zu 22 Prozent.

Unklare Ursache

Bisher lässt sich dieses merkwürdige Verhalten jedoch nicht zweifelsfrei mit bekannten astronomischen Prozessen in Einklang bringen. Die Schwankungen sind mitunter so stark, dass mutmaßlich vor dem Stern vorüberziehende Objekte enorm groß sein müssten. Ein Exoplanet wäre für diesen Effekt zu klein, auch die Unregelmäßigkeit des Phänomens spricht dagegen. Für eine protoplanetare Scheibe ist der Stern wiederum zu alt.

Auch Ursachen wie kollidierende Asteroiden oder gigantische Staubwolken wurden ausgeschlossen. Das öffnete in der Vergangenheit allen erdenklichen Theorien und Spekulationen Tür und Tor, die bis hin zu außerirdischen Megastrukturen reichen.

Astronomin Tabetha Boyajian über den rätselhaften Stern, der umgangssprachlich nach ihr benannt wurde.
TED

Neue Daten

Zuletzt brachte ein Team der University of Illinois Prozesse im Inneren des Sterns, die zu starken Eruptionen führen und so vorübergehend das vom Stern abgestrahlte Licht blockieren könnten, als mögliche Ursache ins Spiel. Als gesichert kann auch diese Theorie freilich nicht gelten. Während das Rätsel um Tabbys Stern weiterhin ungelöst ist, verzeichnen Astronomen die Schwankungen nun wieder.

Erste Hinweise entdeckten Forscher am Fairborn Observatory in Arizona bereits am 24. April. Am 19. und 20. Mai war dann eine Verdunkelung von drei Prozent zu beobachten, seither scheint sich die Helligkeit wieder zu normalisieren. "Es sieht so aus, als ob die aktuelle Schwankung dem Ende zugeht", sagte David Kipping von der Columbia University zu "Science". "Aber es könnte sein, das noch weitere Ereignisse folgen – wir werden jetzt sehr genau hinsehen." Die Forscher hoffen, mithilfe der neuen Daten mehr Licht ins unregelmäßige Dunkel von Tabbys Stern zu bringen. (dare, 23.5.2017)