Wie vielen Anfechtungen ist der Qualitätsjournalist nicht täglich ausgesetzt!

Foto: screenshot tvthek.orf.at

Jeder Besuch einer U-Bahn-Station führt drastisch vor Augen, wie es um die Medienpolitik im Land bestellt ist. Wer sich zu informieren wünscht, sucht nicht mehr unbedingt den Zeitungskiosk seines Vertrauens auf. Er entnimmt einer schmucken Faltbox ein Gratisblatt. In dem steht unter anderem, was die Politik inseriert hat. Solange sich der Staat diese Verzerrung des Geschäfts einiges an Förderung kosten lässt, braucht sich der Kulturmontag des ORF um die Zukunft des "Qualitätsjournalismus" nicht auch noch zu bekümmern. Das Maß ist erst voll, bis auch die letzte Krokodilsträne geweint ist.

Unter dem Titel Angriffs-Fläche: Qualitätsjournalismus unter Druck wurde das Prinzip der Sonntagsrede daher sicherheitshalber auf Montagabend verschoben. Wiederum kreiste das alarmierte Denken verschiedener Experten (Corinna Milborn, Thomas Hofer, Peter Huemer und andere) um Vorkommnisse der jüngeren Vergangenheit.

Tatsächlich: Wie vielen Anfechtungen ist der Qualitätsjournalist nicht täglich ausgesetzt! Für den ORF besteht die allgemeine Frage, wie es mit den Medien weitergeht, vornehmlich in der Klärung des hauseigenen Problems, wie es um das Glücken von Armin Wolfs Interviews bestellt ist.

Das ist – nicht nur mit Blick auf die Politik – eine fahrlässige Verengung des Blickwinkels. Es bedurfte Andreas Kollers (Salzburger Nachrichten), um festzuhalten: Auch in den Tiergarten Schönbrunn geht man nicht umsonst. Oder, wie Peter Huemer in feiner Abwägung meinte: Die Politik trifft entweder keine medienpolitischen Entscheidungen oder die falschen. Irgendwann sah man auch Reinhold Mitterlehner – in Gesellschaft von Giraffen. (Ronald Pohl, 23.5.2017)