Eine Vampirmutter mit ihrem Jungen wartet auf die nächste hervorgewürgte Blutmahlzeit. Fällt die verwandte Versorgerin aus, profitieren die Hinterbliebenen von guten Beziehungen zu anderen Artgenossen.

Foto: Uwe Schmidt

Panama-Stadt – In Zeiten der Not greifen Gemeine Vampire ihren Freunden gleichsam unter die Flügel, wie Forscher um Gerry Carter vom Smithsonian Tropical Research Institute (Panama) nun in den "Biology Letters" berichten. Gemeine Vampire (Desmodus rotundus) kommen in Süd- und Mittelamerika vor und leben in Kolonien von bis zu 5.000 Tieren in hohlen Bäumen und in Höhlen.

Video: Eine große Vampirkolonie in einer Höhle.
Gerald Carter

Bei dieser Fledermausart ist es üblich, dass weibliche Tiere Blutmahlzeiten, die sie ihrer Beute ausgesaugt haben, wieder hochwürgen und mit daheim gebliebenen Töchtern und Müttern teilen. Stirbt ein solcher Versorger, fehlt eine wichtige Nahrungsquelle im Familienverband.

Freunde springen ein

Die Forscher beobachteten für ihre Studie über vier Jahre eine in Gefangenschaft gehaltene Kolonie von etwa 30 Gemeinen Vampiren. Dabei nahmen sie Weibchen aus der Kolonie und ließen sie 24 Stunden lang hungern. Kurz bevor das Tier zurückgebracht wurde, entfernten die Forscher zusätzlich einen Hauptnahrungslieferanten aus der Familie des Weibchens.

Video: Eine weibliche Vampirfledermaus versorgt Artgenossen mit hervorgewürgtem Blut.
Gerald Carter

Anschließend beobachteten sie, wie das ausgehungerte Tier versorgt wurde. Dabei stellten die Wissenschafter fest, dass Weibchen mit mehr Freundschaften auch mehr Nahrung bekamen. Fledermausweibchen, die viele Beziehungen außerhalb ihrer Familie pflegen, kommen demnach nach dem Verlust einer nahen Verwandten wesentlich besser zurecht als Artgenossinnen ohne solche Kontakte. (APA, red, 28.5.2017)