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Ein großer Schreibtisch trennte die beiden Staatslenker im Heiligen Stuhl.

Foto: AP Photo/Alessandra Tarantino, Pool

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Ivanka, Melania und Donald Trump bei der Papst-Audienz.

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Sekretär Gänswein (li.) geleitet Trump zu seinem (irdischen) Chef.

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Vatikanstadt/Washington – Papst Franziskus hat am Mittwoch den US-Präsidenten Donald Trump zu einer Privataudienz empfangen. Eine halbe Stunde lang unterhielten sich die beiden nur im Beisein eines Dolmetschers. Beim Abschied versicherte Trump dem Papst, er werde nicht vergessen, was dieser ihm gesagt habe.

Der Papst blickte zu Beginn des Treffens ernst, später zeigte er sich lächelnd. Die Audienz war die erste Begegnung zwischen dem Katholikenoberhaupt und dem Republikaner, die bei zentralen politischen Themen grundsätzlich andere Ansichten haben. Der Papst hatte Trump im Wahlkampf für sein Vorhaben kritisiert, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Trump nannte diese Äußerungen schändlich und sagte, Franziskus sei von Mexikos Regierung irregeleitet worden. Noch kein US-Präsident ist nach seiner Amtseinführung so schnell mit einem Papst zusammengetroffen wie Donald Trump.

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Weltfrieden und Umwelt standen im Mittelpunkt des Gesprächs. "Die Welt braucht Frieden", sagte Trump. Franziskus überreichte dem Klimawandelskeptiker eine Ausgabe seiner Umwelt-Enzyklika "Laudato si'", die eindringlich zum Kampf gegen den Klimawandel aufruft, und eine Ausgabe seiner letzten Weltfriedensbotschaft, in der er zu Gewaltfreiheit und Abrüstung aufruft. Außerdem schenkte er ihm eine Medaille seines Pontifikats, auf der die Darstellung einer Taube mit Olivenzweig im Schnabel zu sehen ist, ein Symbol für den Frieden.

Der Präsident revanchierte sich mit Schriften von Martin Luther King. Er sei sicher, das werde dem Papst gefallen, sagte er. Er bezeichnete die Audienz beim Papst als "große Ehre". "Ich werde nicht vergessen, was Sie mir heute gesagt haben", so Trump am Ende des Treffens. Am Schluss wünschten sich die beiden gegenseitig "viel Glück" auf Englisch und Spanisch.

Schwarzer Schleier

Aus etwa sechzig Autos bestand der Autokonvoi von Donald Trump, der kurz nach acht Uhr früh über die abgesperrte Via della Conciliazione auf den Petersdom zurollte. Der Präsident wurde von seiner Frau Melania Trump, einer Katholikin, begleitet, die dem Protokoll entsprechend schwarz gekleidet war. Zudem trug die First Lady einen schwarzen Schleier. In der zwölfköpfigen Delegation waren auch Trumps Tochter Ivanka und ihr Mann Jared Kushner, beide Berater des Präsidenten, sowie Außenminister Rex Tillerson.

Nach dem Treffen mit dem Heiligen Vater führte Trump Gespräche mit dem vatikanischen Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin sowie mit Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Auslandsbeziehungen. Danach besuchte Trump die Sixtinische Kapelle und den Petersdom. Der Papst begab sich nach dem Treffen mit Trump zum Petersplatz für die Generalaudienz am Mittwoch. Die auf dem Petersplatz versammelte Menschenmenge applaudierte, als auf Bildschirmen die Bilder des Treffens zwischen dem Papst und Trump gesendet wurden.

Greenpeace-Protest

In der Nacht auf Mittwoch sorgte ein Protest der Umweltorganisation Greenpeace für Aufsehen. Eine Gruppe von acht Aktivisten gelang es trotz scharfer Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan, die Kuppel des Petersdoms mit der Aufschrift "Planet Earth First" anzustrahlen. Die Aufschrift wurde von einem auf einem Lkw aufgestellten Kran aus auf die Kuppel projiziert. Der Slogan sei eine Anspielung auf Trumps Motto "America First", hieß es in einer Mitteilung von Greenpeace Italien. Die acht Aktivisten wurden von der Polizei identifiziert.

Eine weitere Protestaktion gab es am Vormittag: Aktivisten einer kommunistischen Organisation entrollten in der Nähe des Kolosseums ein Spruchband mit dem Slogan "Trump not welcome".

Nach einem Treffen mit dem italienischen Staatschef ist Trump am späten Nachmittag in Brüssel eingetroffen (APA, 24.5.2017)