Graz/Stubenberg/Moskau – Vor 500 Jahren hat ein österreichischer Adeliger Russland für den Westen Europas erschlossen: Im Frühjahr 1517 machte sich Sigismund von Herberstein auf seine erste Russland-Reise und verfasste dabei einen Reisebericht, der als Standardwerk der Russlandkunde in die Geschichte einging. Darum widmet sich eine Konferenz nächste Woche in Graz und auf Schloss Herberstein dem "Columbus von Russland". Zur Konferenz sind österreichische, russische und deutsche Historiker geladen.

Auf den Spuren von Sigismund von Herberstein (1486 – 1566), begeben sich die Teilnehmer der internationalen Konferenz am 30. und 31. Mai im Meerscheinschlössl der Universität Graz. Seine Bedeutung sowie sein Werk und Erbe werde bei der zweitägigen Veranstaltung beleuchtet, wie Barbara Stelzl-Marx, stellvertretende Institutsleiterin des Ludwig Bolzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung, sagte. Zusammen mit der Österreichisch-Russischen Historikerkommission und weiteren Partnern organisiert der Cluster Geschichte des Ludwig Bolzmann-Instituts die Tagung.

Prägende Reiseeindrücke

"Im Auftrag Kaisers Maximilian I. reiste Herberstein als Diplomat in viele Länder – so auch nach Russland, "ein damals für Europa unbekanntes Land", wie die Grazer Historikerin schilderte. "Die 'Moskovia', sein Reisebericht in klarem, schönem Latein, prägte für lange Zeit das Bild von Russland", erklärte Stelzl-Marx. Aus diesem Grund gehe ein Nachkomme Herbersteins sogar so weit, seinen Ahnen als "Columbus von Russland" zu bezeichnen. Dem mehrsprachigen Weltenbummler gelang es laut Stelzl-Marx, die Sitten, Gebräuche sowie Land und Leute wertfrei zu beschreiben, was ihm auch russische Anerkennung einbrachte.

Stelzl-Marx sieht den Spross einer österreichischen Adelsfamilie, der 1486 geboren wurde, sogar als "späten Retter des steirischen Kulturerbes": So habe allein der Ruf Herbersteins das gleichnamige Schloss in der Oststeiermark vor Plünderungen der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg bewahrt. Vor mehr als 70 Jahren, im Mai 1945 habe ein russischer Offizier nämlich einen Raubzug durch das Schloss Herberstein verboten, da ihm der Name ein Begriff war. So sind viele steirische Kulturschätze, die aus Angst vor Bombenangriffen aus Graz ins Schloss gebracht wurden, erhalten geblieben und der Kultwagen von Strettweg sowie der Steirische Herzogshut können in der Landeshauptstadt noch heute besichtigt werden. (APA, 24. 5. 2017)