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Ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch kann auch ohne direkte ärztliche Begleitung sehr sicher sein, fand die Studie heraus.

Foto: AP/Charlie Neibergall

Illegale Schwangerschaftsabbrüche sind für viele Frauen aus Ländern, in denen Abtreibung kriminalisiert wird, ein enormes Gesundheitsrisiko. Eine Studie fand nun heraus, dass der Zugang zur Abtreibungspille über das Internet dieses Risiko reduzieren könnte.

Die Untersuchung zeigte, dass der Gebrauch von online georderten Medikamenten für einen Schwangerschaftsabbruch eine mögliche sichere Alternative sein kann. Die ForscherInnen untersuchten 1.000 Berichte von Frauen aus Irland und Nordirland, die die sogenannte Abtreibungspille über "Women on Web" bestellten. Die Non-Profit-Organisation stellt die Medikamente mit den Wirkstoffen Mifepriston und Misoprostol Frauen bis zur 10. Schwangerschaftswoche zur Verfügung, wenn sie in Gegenden leben, wo es keinen legalen Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch gibt. Einige der ForscherInnen rund um Studienleiterin Abigail Aiken von der University of Texas arbeiten auch für "Women on Web".

Fähigkeit zur Selbstbeobachtung

Laut der Organisation ist es in den meisten Ländern nicht verboten, dass sich Frauen Medikamente nach Hause schicken lassen. Schwangerschaftsabbrüche unterliegen in Irland und Nordirland einer besonders strengen Gesetzgebung, ein Abbruch ist nur im Falle einer Gefährdung des Lebens der Frau durch die Schwangerschaft erlaubt. Die Vereinten Nationen kritisieren dieses strikte Abtreibungsverbot als brutal und diskriminierend.

Um das Medikament online bei der Organisation zu beziehen, müssen die Frauen ein Formular zu ihrer medizinischen Vorgeschichte ausfüllen. "Women on Web" stellt ebenso eine Echtzeit-Beratung und Unterstützung von einem Arzt oder einer Ärztin bereit.

Über 95 Prozent der Frauen gaben in ihren Berichten an, dass sie den Schwangerschaftsabbruch sicher durchführen konnten, also ohne dass danach ein operativer Eingriff vorgenommen werden musste. Rund neun Prozent sagten, dass sie Symptome hatten, aufgrund derer sie sich medizinische Hilfe bei einem/einer Online-BeraterIn holen sollten – und 95 Prozent dieser Frauen bezogen diese Hilfe auch, so wie es die Organisation nahelegt. "Frauen sind fähig, sich selbst und Komplikationen zu beobachten und eine große Mehrheit holt sich dann auch Hilfe bei ÄrztInnen", meinte Abigail Aiken gegenüber der Huffington Post. Sie betonte auch, dass dieser Weg sicherer als die Alternativen, wie spitze Gegenstände oder giftige Substanzen, seien.

22 Millionen unsichere Abtreibungen

Auch kanadische ForscherInnen, die allerdings an der Studie nicht beteiligt waren, schrieben in dem Editorial zu der Studie, dass online georderte Abtreibungspillen für Frauen aus bestimmten Ländern eine angemessene Alternative seien. Ungewollt schwangere Frauen seien dann am verletzlichsten, wenn sie sich für eine unsichere Abtreibungen entscheiden oder dafür, ein Kind zu gebären, für das sie nicht sorgen können und das sie nicht wollen.

Die WHO schätzt, dass jedes Jahr weltweit rund 22 Millionen unsichere Abtreibungen vorgenommen werden, fast alle davon in Länder des globalen Südens. Dies führt zu rund 47.000 Todesfällen und fünf Millionen Komplikationen.

Die Ergebnisse der Studie seien aber auch zunehmend für Länder wie den USA relevant, ist Abigail Aiken überzeugt. Für Länder, in denen Abtreibung zwar nicht verboten, aber immer mehr unter Beschuss gerät. "Wer in Texas, in manchen Südstaaten oder im mittleren Westen lebt, muss sehr weite Strecken in Kauf nehmen, um eine Klinik zu erreichen, die Schwangerschaftsabbrüche vornimmt", so die Assistenz-Professorin für Public Affairs. Dafür brauche es aber finanzielle Ressourcen oder die Unterstützung der Familie.

Dass der Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüche auch in den USA zunehmend schwerer wird, zeigte eine Untersuchung der "New York Times" von Google Daten. Sie zeigte, dass die Suchanfragen nach Methoden für einen selbst durchgeführten Schwangerschaftsabbruch anstiegen.

Bei selbst durchgeführten Abtreibungen müssten die Menschen aber künftig nicht mehr nur an Kleiderbügel denken, sagt Aiken. Ihre Studie hätte gezeigt, dass es sich dabei auch um ein Netzwerk von Menschen handeln kann, die einander durch einen sicheren Abbruch helfen. (red, 25.5.2017)