Das fabelhafte Tänzerensemble mit dem Chor im Hintergrund, vorn: Aco Aleksander Biscevic als Orphée.

Foto: Rupert Larl

Innsbruck – Als vergangenen Samstag unter Standing Ovations schließlich der letzte Vorhang fällt, hat dieser Premierenabend das Tiroler Theaterpublikum einmal mehr in Euphorie versetzt. Enrique Gasa Valga ist Begeisterungsstürme der Innsbrucker Fans gewöhnt, wenn er seine Produktionen auf die Bühne zaubert.

Seit acht Jahren nun leitet der gebürtige Spanier die Tanzcompany am Tiroler Landestheater, und regelmäßig sorgt er für restlos ausverkaufte Häuser – nun eben mit Christoph Willibad Glucks Reformoper Orphée et Euridice, und zwar in der französischen Fassung (Libretto: Pierre-Louis Molines Übersetzung nach Ranieri de' Calzabigi). Dieser Pariser Version hat Gluck Ballettmusik hinzugefügt und so die reduzierte Wiener Urfassung zum abendfüllenden Werk ausgebaut.

Als Regisseur und Choreograf entscheidet sich Valga für eine sehr klare Interpretation des antiken Stoffes. Dieser löst sich bei Gluck – im Gegensatz zur mythologischen Überlieferung – in Wohlgefallen auf. Am Ende gibt's ein allgemeines Schwelgen in Glückseligkeit, Dank der Gnade des Gottes L'Amour, der Euridice ein zweites Mal ins Leben zurückholt.

Akrobatisch

Neben der soliden Sangeskunst der drei Solisten Aco Aleksander Biscevic (Orphée), Susanne Langbein (Euridice) und Sophia Theodorides (L'Amour), getragen vom Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der Leitung des Südkoreaners Seokwon Hong, begeistert das fabelhafte Tanzensemble. Besonders in jenen Szenen in der Unterwelt, als sich Poledancestangen aus dem Boden bohren, verlangt Valga von seinen Tänzern akrobatische Hochleistung ab.

Diese müssen sich, um Höllenqualen erahnen zu lassen, um die Pfähle winden und krümmen und erinnern so an gemarterte Leiber. Auch bindet Enrique Gasa Valga in seine Choreografie die Sänger und den Chor geschickt mit ein, und es gelingt ihm so ein homogenes Miteinander.

Helfried Lauckner belässt die Bühne schlicht – als leeren schwarzen Raum. Er überdacht sie mit einer mobilen Deckenkonstruktion, die sich zur leuchtenden Fläche aufbäumt, aber auch zur schmalen Bande verjüngt, und die an eine überdimensionale Jalousie erinnert, deren textile Lamellen auch als Videoprojektionsfläche dienen. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 26.5.2017)