Sozialstadträtin Sandra Frauenberger (links) hält Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (rechts) derzeit für keinen "einenden" Nachfolger von Bürgermeister Michael Häupl (Mitte).

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Wien – Offiziell will sich niemand innerhalb der Wiener SPÖ an Diskussionen über die Nachfolge von Bürgermeister und Parteichef Michael Häupl beteiligen. Doch der Vorstoß von Gesundheits- und Sozialstadträtin Sandra Frauenberger, die im STANDARD-Interview erklärte, Wohnbaustadtrat Michael Ludwig sei derzeit "kein einender Kandidat", trifft bei Teilen der roten Funktionäre auf Zustimmung.

Ludwig, der Ambitionen für die Position hegt, rutschte bei seiner Wahl auf dem Landesparteitag als einer von fünf Stellvertretern Häupls von 89,6 Prozent (2015) auf nur 67,8 Prozent ab. Sein Ergebnis war das drittschlechteste des ganzen Vorstands.

"Ein Ergebnis von 68 Prozent ist kein guter Start", sagt Renate Anderl, Vizepräsidentin des ÖGB und vom Gemeinderat entsandte Bundesrätin. Es sei "schwer, mit so einem Wahlergebnis in den Wahlkampf zu schreiten". Die SPÖ solle "die Augen offen halten", denn es gebe "sehr viele gute Männer und Frauen in der Bundeshauptstadt", sagt Anderl dem STANDARD. Sie selbst könnte sich Frauenberger als Bürgermeisterin vorstellen: "Warum nicht auch einmal eine Frau in die Diskussion einbringen?" Frauenberger, die versicherte, sie habe keine Ambitionen auf das Amt, ist, wie Anderl, Gewerkschafterin.

"Besseres Ergebnis als Ludwig"

"Fakt ist, sie hat ein besseres Wahlergebnis als Ludwig, weit mehr als zwei Drittel der Partei stehen hinter ihr", sagt der Vorsitzende der Jungen Generation, Gemeinderat Marcus Gremel, zu Frauenberger als möglicher Kandidatin. Diese kam bei der Wahl in den Parteivorstand mit einem Ergebnis von 84 Prozent vergleichsweise gut weg.

Eine Entscheidung sei aber erst nach der Nationalratswahl zu treffen, sagt Gremel: "Bis dahin wären wir gut beraten, uns mit Inhalten zu beschäftigen." Trotzdem habe Frauenberger "völlig recht" mit ihrer "Momentaufnahme". Es sei besser, "wenn man jemanden findet, der oder die die Partei einen kann". Der Parteitag habe gezeigt, dass Ludwig das derzeit nicht sei, so Gremel zum STANDARD.

Viele in der Partei verärgert

Thomas Reindl, Vorsitzender des Gemeinderats, hält das Ergebnis Ludwigs für "eine Bestandsaufnahme", das wisse der Bürgermeisterkandidat auch. Viele in der Partei seien über die Diskussion der vergangenen Monate verärgert gewesen und hätten das bei der Wahl des Vorstands gezeigt. Nun würden "die Karten neu gemischt".

Reindl gibt zu bedenken, dass es einige Personen gibt, die "nicht auf dem Spielfeld sind", aber auch gute Nachfolger Häupls wären. Namen will er aber nicht nennen, da er sich "am Ringelspiel" nicht beteiligen will.

Auch Kampfabstimmung möglich

Für Reindl ist allerdings auch eine Kampfabstimmung über den Parteivorsitz nach der Nationalratswahl möglich. "Jetzt gibt es einen, der sagt, er will es machen", wenn Häupl wirklich geht, "dann wird es ein, zwei oder auch mehrere Kandidaten geben". Schließlich wäre es ein "Armutszeugnis", wenn sich niemand finden würde. Die Person, die sich durchsetze, so Reindl, habe die Anerkennung und den Respekt der SPÖ. "Das kann eine Person auch stärken."

Auch der Bezirksvorsteher von Ottakring (Häupls Heimatbezirk), Franz Prokop, sieht in der SPÖ Wien "mehrere Kandidaten und Kandidatinnen", die für den Job infrage kämen: "Man muss nicht immer nur die männliche Form nennen." Die Partei müsse sich jedenfalls auf eine Person einigen, um nach dem bereits ein Jahr anhaltenden Flügelstreit wieder geeint zu sein.

"Gezielte Aktion der Links-Ultras"

Das schlechte Wahlergebnis sei eine "gezielte Aktion der Links-Ultras" gewesen, sagte hingegen bereits Harald Troch, SPÖ-Chef in Simmering. Auch Ex-Landesparteisekretär Christian Deutsch sieht "die Nachfolge Ludwigs intakt". Zwei Drittel hätten ihn in dem Wissen gewählt, "dass er der Kandidat dafür ist". (Oona Kroisleitner, 25.5.2017)